Spitzenreiter zu wenig gefordert

 

IKZ vom 10.12.2018

HTV-Handballern fehlen beim 24:28 gegen LIT Mut und Entschlossenheit

Hemer. Geringe Erfolgsaussichten einer Mannschaft müssen nicht zwangsläufig auch zu wenig Unterhaltungswert im gesamten Spiel führen. Doch zum Jahresabschluss im Grohe-Forum tat der Spitzenreiter nur das Nötigste, weil ihn ein mutloser HTV zu selten forderte. Und deshalb wurde es eine ziemlich unspektakuläre Partie. Handball-Oberliga: HTV Hemer – LIT Tribe Germania 24:28 (12:18). Die gute Absicht war gewiss vorhanden, sich den eigentlich übermächtigen Ostwestfalen engagiert entgegenzustemmen. Doch die Umsetzung klappte nicht. Den Hemeranern fehlte die Leidenschaft, sie schienen diese Partie gedanklich sehr früh als verloren zu verbuchen. Viele drucklose Würfe aus dem Rückraum, wo Max und Christian Klein eklatante Ladehemmungen aufwiesen und nur jeweils einmal trafen, Chancenlosigkeit im Spiel Eins-gegen-Eins, generell zu unentschlossenes Attackieren der gegnerischen Angreifer und dazu in den ersten 30 Minuten wirklich schwache Torhüterleistungen: Das war etwas zu reichlich, wenn man dem Spitzenreiter gegenübersteht.

Nordhemmern kommt zu vielen leichten Treffern

Der spulte sein Pensum routiniert ab, konnte auf den starken Keeper Finke, die Abwehrhünen Klesnisks und Grabarczyk bauen sowie auf einen durchsetzungsstarken Rückraum. Zuweilen reichten ein Schuss Dynamik und eine Körpertäuschung, um die HTV-Abwehr auszumanövrieren oder den Kreisläufer freizuspielen. Trainer Tihomir Knez platzte nach 23 Minuten beim 9:14-Zwischenstand der Kragen, und er blies seinen Spielern in einer Auszeit gehörig den Marsch. Aber bis zur Pause änderte sich nichts, LIT erspielte sich ein recht komfortables Polster. Die individuelle Klasse des potenziellen Drittligisten reichte vollkommen aus, um den Gegner auf Distanz zu halten.

Der durfte nach dem Abpfiff zumindest den Gewinn der zweiten Hälfte für sich verbuchen. Und das lag nicht nur an der angezogenen Handbremse und Konzentrationsschwächen bei den Gästen. Keeper Patrick Spiller zeigte nun einige gute Paraden, Moritz Frenzel taute auf und kam noch auf seine übliche Torausbeute, und hin und wieder streute der HTV richtig gelungene und erfolgreich abgeschlossene Kombinationen ein.

Doch wirklich eng wurde es für Nordhemmern nie, und man hatte immer das Gefühl, dass diese Mannschaft im Notfall mühelos würde zulegen können. Sie demonstrierte phasenweise sehr anschaulich, wie man gegnerische Abwehrlücken entschlossen nutzt. Weil der HTV-Rückraum wenig bewirkte, waren es eher die Tempogegenstöße des flinken Niklas Springer, die den Abstand überschaubar hielten.

Auch wenn der nächste Gegner Loxten von anderer Qualität sein wird: Der HTV muss sich steigern, wenn er einen guten Jahresabschluss hinbekommen will.

(Text: Willy Schweer )
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