HTV erwacht erst, als es zu spät ist

IKZ vom 18.03.2019

Über weite Strecken eine bedenklich schwache Vorstellung gegen Mennighüffen

Hemer. Wer diese 60 Minuten im Grohe-Forum verfolgte, wird froh sein, dass in dieser Serie nur noch vier HTV-Spiele im Terminplan stehen. Die Mannschaft hinterließ über weite Strecken einen ziemlich emotions- und lustlosen Eindruck und raffte sich erst zu einer ligagemäßen Darbietung auf, als fast schon alles verloren war. Doch wer zwischenzeitlich mit acht Toren hinten liegt, darf nicht mehr auf ein Erfolgserlebnis hoffen. Handball-Oberliga: HTV Hemer – VfL Mennighüffen 23:26 (11:16). Nach Spielschluss halfen einige Spieler beim Abbau der Tore und Aufräumen in der Halle, und dass sie der Mannschaftskabine fern blieben, ersparte ihnen den ersten Wutanfall des Trainers. Denn Tihomir Knez rauchte vor Zorn. „Eigentlich sage ich besser gar nichts zu der Leistung in den ersten 40 Minuten. Das war ja eine Unverschämtheit.“ Seine Mannschaft schaffte es jedenfalls, in diesem Zeitraum ihr gesamtes Repertoire an Unzulänglichkeiten abzurufen, so dass die beileibe nicht überragend auftretenden Ostwestfalen einem sicheren Sieg entgegenzusteuern schienen.

Drei-Tore-Führung zu Beginn ist schnell verspielt

Der Beginn verlief aus Sicht der Gastgeber noch vielversprechend, denn die Trefferquote stimmte. Doch die Drei-Tore-Führung war schnell verspielt, weil die Deckung viele Lücken offenbarte, es generelle Schwächen im Eins-gegen-Eins gab und die Fehlwürfe Oberhand nahmen. Weil auch beide Torhüter keinen Glanztag erwischt hatten, zog Mennighüffen mühelos davon. Beim 9:14 platzte Knez endgültig der Kragen, doch viel bewirkte er in der Auszeit nicht. Der Rückstand blieb bis zur Pause erhalten, und er uferte nach dem Wechsel weiter aus.

Haarsträubende Fehlpässe und unmotivierte Abschlüsse, die weit am Tor vorbei gingen, prägten minutenlang das HTV-Spiel. Da waren einige Zuschauer in der Halbzeitpause beim Frisbeewerfen von der Tribüne dem Ziel deutlich näher gekommen. Erschwerend kam hinzu, dass die Schiedsrichter Bendel/Kocinski eine seltsame Foulbewertung vornahmen. So standen zwei Siebenmetern für die Hemeraner immerhin neun für die Gäste gegenüber. Lautstark bejubelt wurde der erste für den HTV nach 47 Minuten, den Lukas Rosenbaum auch verwandelte.

Da stand es 15:22, und es folgte eine starke Phase der Hausherren, die fast noch für Spannung gesorgt hätte. Mennighüffen ließ die Zügel ein wenig schleifen, und weil sich zu einigen Nachlässigkeiten im Abschluss auch ein nachlässiges Deckungsverhalten gesellte, witterte der HTV beim 19:22 Morgenluft. Lars Henkels‘ 22:24 gut drei Minuten vor Schluss nährte die Hoffnung auf die Wende, doch es folgten ein Deckungsfehler, ein unbedachter Wurf und eine Zeitstrafe, so dass die kurzzeitig wankenden Mennighüffener nicht mehr ernsthaft in Gefahr gerieten. Der HTV, so viel steht fest, wird sich steigern müssen, wenn er in dieser Saison noch punkten und nicht nur auf die Patzer der Konkurrenz hoffen will.

(Text: Willy Scheer)
(Bild: Volker Rafflenbeul)