HTV-Jubel ist schon bundesligareif

Die weibliche A-Jugend gewinnt am Wochenende beide Spiele und qualifiziert sich

Oliver Bergmann

Hemer „Bundesliga, Bundesliga – hey, hey“, lautete gestern der Schlachtruf des Tages im Grohe-Forum. Denn dank eines starken Wochenendes mit zwei Siegen spielt die weibliche A-Jugend des HTV Hemer nun im Konzert von Deutschlands besten Handballteams dieser Altersklasse mit. Auch die unterlegenen Mindener haben den Sprung unter die Top 16 geschafft. 

Handball, Bundesliga-Qualifikation der weiblichen A-Jugend: HTV Hemer – HSV Minden-Nord 33:26 (18:13). 

Louisa Silva Marques Pais, Hemers zuverlässige Siebenmeterschützin, war noch außer Atem, als sie nach den 60 wechselvollen Minuten gegen Minden die geschaffte Bundesliga-Qualifikation einordnete. „Von uns hat doch niemand etwas erwartet. Aber wir haben immer an uns geglaubt, auch wenn wir das erste Spiel gegen Verl verloren haben, und auch wenn wir nervös waren.“ Das Besondere an diesem Team, das Trainer Ivan Kavran an seinen vorläufigen Zenit geführt hat, ist die Zusammensetzung: Es besteht zu einer Hälfte aus dem A-Jugend-Jungjahrgang, die andere Hälfte dürfte noch B-Jugend spielen.

Erst eine frühe Auszeit bringt den HTV in die Spur

Die bereits angesprochene Nervosität war offensichtlich auch der Grund, weshalb gegen Minden Anfangs nichts zusammenlief. Missverständnisse und technische Fehler prägten das Bild. Mit 1:5 lag der HTV nach sechseinhalb Minuten zurück, und Torhüterin Marie Remmert, die generell einen guten Tag erwischte, verhinderte Schlimmeres. Kavran nahm eine Auszeit und redete ruhig auf seine Spielerinnen ein. „Ich habe ihnen gesagt, dass wir uns das Leben selbst schwer machen. Aber danach haben wir uns ja verbessert“, schilderte Kavran nach dem Spiel.

Die Ansprache wirkte umgehend. In den folgenden gut vier Minuten traf der HTV fünfmal, ging dadurch erstmals in Führung und erarbeitete sich bis zur Halbzeit einen komfortablen Vorsprung. Doch darauf ruhte sich das Team nicht aus. Zwischenzeitlich sah es so aus, als würden die Zuschauer Zeugen des höchsten Sieges dieser Qualifikationsgruppe werden. In der 49. Minute traf Valentina Stein zum 28:19. Die Neun-Tore-Führung schmolz zwar schnell wieder, aber in Gefahr geriet der Sieg nicht mehr. Letztendlich schnitt keiner der drei Vorrundengegner besser ab als der HTV, der nur aufgrund des verlorenen direkten Duells gegen Verl die Gruppe nicht gewann.

Wann es demnächst weiter geht, ist für die Hemeraner Verantwortlichen noch ein kleines Rätsel. Klar ist, dass sie jetzt als eines von 16 Teams in der Bundesliga-Zwischenrunde stehen, die gleichmäßig auf vier Gruppen verteilt werden. Aus jeder Gruppe qualifizieren sich die stärksten zwei Mannschaften für das Viertelfinale, deren Sieger an einem Final-Four-Turnier teilnehmen und den Deutschen Meister ermitteln. Eine klassische Bundesliga mit einer Abschlusstabelle gibt es also nicht.

HTV: M. Remer, Remmert; Lupisella (3), Schäfer (1), Schroth, Becker (6), Basener (2), Brieden, Silva Marques Pais (9/6), Schmöle, Stein (3), Bücker (5), S. Remer (2), Kleinkes (2).

TuS Bielefeld/Jöllenbeck – HTV Hemer 18:24 (10:12). Im zweiten Spiel am Samstag war der Druck auf das HTV-Team groß, doch das machte so ziemlich alles richtig. Basis für den überzeugenden Auswärtssieg beim TuS war laut Kavran eine geschlossene Mannschaftsleistung. Hochkonzentriert gingen die Hemeranerinnen zu Werke – dies besonders vor dem gegnerischen Tor. „Die Chancenverwertung war sehr gut. Das sieht man schon bei den Siebenmetern. Gegen Verl wurden nur drei von fünf verwandelt, diesmal alle drei.“ Beunruhigen ließen sich die Schützlinge weder von der mit 200 Zuschauern durchaus imposanten Kulisse, noch vom „ruppigen Spiel“ der Gastgeberinnen.

HTV: Remmert, M. Remer; Lupisella (4), Schäfer (1), Schroth (1), Becker (5), Basener, Brieden, Silva Marques Pais (8/3), Schmöle, Stein (1), Bücker (4), Pokroppa, Kleinkes.

Text: IKZ, Oliver Bergmann
Foto: IKZ, Dennis Echtermann

Wie hoch der Druck war, der auf dem jungen Hemeraner Team lastete, zeigte sich am großen Jubel, der nach dem Ende des Spiels gegen Minden-Nord ausbrach.  Dennis Echtermann