Trainings- und Spielprivileg als Ansporn

HTV-Handballerinnen bereiten sich auf das DM-Achtelfinale vor und freuen sich über das Interesse vor Ort

Hemer In der noch jungen Karriere dieser Spielerinnen ist es der Höhepunkt, das bislang größte Handballerlebnis überhaupt. Die A-Jugend des HTV Hemer gehört zu den besten 16 deutschen Mannschaften und bestreitet am Samstag Spiel eins des DM-Achtelfinales gegen die SG Kappenwindeck/Steinbach.

Nach halbjähriger Spielpause steht um 16 Uhr im Grohe-Forum das bedeutendste Spiel für den weiblichen Nachwuchs des Vereins auf dem Programm, und die Vorfreude ist greifbar. „Natürlich kann man die Nervosität nicht ganz verdrängen, aber alle Spielerinnen fiebern dem Spiel entgegen, auf das sie so lange hingearbeitet haben,“ erläutert Teammanagerin Tatjana Schroth. Der Rahmen wird in jeder Hinsicht außergewöhnlich sein. Leere Ränge in der Halle, aber ein paar Meter weiter ein voll besetzter Verkehrslehrgarten, wo das Spiel im Autokino live übertragen wird. Und wer dafür keine Tickets bekommen hat, kann den Livestream im HTV-Youtube-Kanal nutzen.

Abwechslung in Zeiten der Kontaktbeschränkung

Vier Kameras werden in der Halle allein für die Übertragung im Autokino aufgebaut, um die Handballfreunde mit eindrucksvollen Bildern versorgen zu können. „Das riesige Interesse in Hemer ist für die Mannschaft ein besonderer Ansporn“, sagt Tatjana Schroth. Ihre Tochter Natascha kann da nur zustimmen. Sie spielt beim HTV auf Linksaußen, fühlt sich gut vorbereitet und freut sich auf das Spiel. Echte Motivationsprobleme hatte sie in den letzten Monaten nicht, obwohl es lange ungewiss war, ob und wie der Wettbewerb um die Deutsche Meisaterschaft weitergeführt werden konnte. „Wir waren aber relativ sicher, dass es irgendwann ein Spiel geben würde.“

Ihre Teamkollegin Johanna Becker, die auf Halbrechts spielt, sieht es genauso und erinnert an die besondere Stellung der Mannschaft. Denn die genießt als Bundesligist das Privileg, normales Mannschaftstraining in der Halle durchführen zu dürfen. „Und deswegen werden wir alles geben, um erfolgreich zu sein“, kündigt sie an. Seit Jahresbeginn wird viermal wöchentlich trainiert, und auch wenn es nie den echten Wettkampf gab, so waren die Trainingseinheiten sehr willkommen. „In der Schule gibt es Online-Unterricht, man kann kaum jemanden treffen, so dass das Training eine gute Abwechslung ist.“

Es lief gemäß der geltenden Corona-Schutzverordnung ab, und das bedeutete einen hohen Aufwand. Nach anfänglich zwei Tests in der Woche wurde in den letzten fünf Wochen vor jedem Training getestet. Dass nicht ein Coronaverdachtsfall auftrat, spricht für die Disziplin der Spielerinnen. Trainer Ivan Kavran hatte ihnen allerdings auch auferlegt, sich außerhalb von Schule und Training nur mit einer Person zu treffen, die nicht zum eigenen Haushalt gehört.

„Das ist schon hart. Meine beste Freundin habe ich jetzt bald ein halben Jahr nicht gesehen“, berichtet Natascha Schroth. Und an die ständigen Tests, bei denen man sich anfangs, als die Meisterschaftsfortsetzung nicht in Sicht war, noch gelegentlich fragte, wozu das alles gut sein sollte, hat man sich gewöhnt. Der Aufwand ist jedoch beträchtlich, die Kosten (abseits der Termine im Schnelltestzentrum am Sauerlandpark) müssen aus dem Mannschaftsbudget bestritten werden. Doch die Investition lohnt sich, und die Teammanagerin zollt der Mannschaft für konsequente Einhaltung aller Regeln ein dickes Lob.

Vor Ort wird das bewährte Hygienekonzept auch am Samstag in Spiel eins im Grohe-Forum umgesetzt, aber auf die Rahmenbedingungen in Spiel zwei hat man keinen Einfluss. Das soll am 2. Mai um 14 Uhr in Bühl stattfinden, und die Hemeraner wollen eigentlich am Vortag anreisen. „Wir möchten Zimmer in einem Gasthof reservieren, aber das örtliche Gesundheitsamt hat bisher noch nicht zugestimmt“, schildert die Teammanagerin die Probleme. Der Gast aus Baden-Württemberg reist ebenfalls am Vortag an und wird in Iserlohn übernachten.

Natürlich muss die Frage gestellt werden, wie groß die Erfolgsaussichten für eine der jüngsten Mannschaften im Wettbewerb gegen Kappelwindeck sind. „Unser Trainer sagt, Fünzig-Fünfzig, und das wird wohl stimmen“, meinen Johanna Becker und Natascha Schroth.

Text: IKZ, Willy Schweer
Foto: IKZ, Dennis Echtermann

Der Traingsbetrieb bei der HTV-A-Jugend um Trainer Ivan Kavran läuft völlig reibungslos  Dennis Echtermann
YouTube-Video-Trailer der wA (Film: Michael Jochheim)