Ausdauer und Teamgeist im Visier

Handball-Oberligist HTV Hemer legt „fachfremd“ bereits die Basis für eine gute Saison

Oliver Bergmann

Hemer Pedro Alvarez will nichts dem Zufall überlassen. Zum zweiten Mal bereitet der portugiesische Trainer des Handball-Oberligisten HTV Hemer seine Mannschaft auf eine Saison vor. Die steckt seit fast vier Wochen in einer Art Vor-Vorbereitung. „Wir trainieren seit dem 17. Mai, indem wir zunächst Gruppen zu je drei Spielern gebildet und Laufeinheiten absolviert haben.“ An diese Phase denkt Alvarez schaudernd zurück. Denn während das ganze Land unter dem Regenwetter ächzte, scheuchte er seine Spieler durch die halbe Stadt. Erst über acht Kilometer, dann über zehn und schließlich über zwölf Kilometer. In der zweiten Trainingswoche war nicht mehr die Distanz maßgebend, sondern die Stoppuhr. Sollte die Mannschaft nach dem Ligastart Probleme bekommen, werden diese kaum auf eine mangelnde Kondition zurückzuführen sein. „Alle haben prima mitgezogen“, lobt Alvarez.

Mit alle meint er seine 16 Spieler inklusive der vier Neuen, die vom Letmather TV gekommen sind. Dabei handelt es sich um Dominik Bock (Tor), Nils Brückner, Janis Schroth und Niklas Voß. Nicht mehr dabei sind Alvarez’ Landsmänner Valter Soares und André Lima, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Letzteren hätte der Coach gern behalten. „Aber während der Pandemie wurde er melancholisch und wollte zurück.“ Wie es um eine mögliche Neuverpflichtung bestellt ist, soll sich in einigen Tagen klären.

Das Wichtigste aus der Sicht des Trainers ist, dass die Mannschaft wieder gemeinsam in der Halle trainieren kann. Zuvor wurde auf einen Freiluft-Trainingsplatz an der Oesestraße ausgewichen. Dass dort aufgrund der Bodenverhältnisse kein Handball möglich war, störte nicht – stattdessen wurde Fußball gespielt. „Das ist wichtig für den Teamspirit“, sagt Alvarez. Dazu beitragen soll auch ein interner Wettbewerb. Er hat sich Übungen überlegt, zu denen ihm eine App die Werte seiner Spieler liefert. Wer das schlechteste Ergebnis hat, muss der Mannschaft eine Kiste Bier spendieren. Der erfahrene Trainer sagt dazu: „Dass das gemeinsame Fläschchen nach dem Training eine hohe Bedeutung hat, habe ich erst in Deutschland gelernt.“

Identisches Spielsystem für Senioren und A-Jugend geplant

Pedro Alvarez überbrückte die Zeit während des Lockdowns, indem er Online-Seminare leitete, an denen Trainer aus ganz Europa und Brasilien teilnahmen. Und als die weibliche A-Jugend noch Bundesligaspiele bestritt, stand er deren Trainer Ivan Kavran im Hintergrund mit Rat und Tat zur Seite.

Die aktuelle Vorbereitung ist auch deswegen von größerem Umfang, weil sich Alvarez ein Konzept ausgedacht hat, das vor allem die neuen Spieler noch verinnerlichen müssen. Im taktischen Bereich bei Abwehr- und Angriffssituationen gibt es deswegen noch einiges zu tun, die Betonung liegt auf noch. „Ich möchte, dass A-Jugend und Herren dasselbe System spielen, denn die Spieler der Oberligamannschaft kommen im Idealfall aus der eigenen Jugend. Nur im äußersten Notfall soll die Mannschaft von außen verstärkt werden. Für diese Aufgabe müssen die jungen Spieler jetzt fit gemacht werden.“

Die Rückkehr in die Halle war einer der Meilensteine während der Vorbereitung. Weitere werden die ersten Testspiele sein. Zum Auftakt geht es am 26. Juni zum Ligarivalen Soester TV. Anfang Juli gewährt Alvarez seiner Mannschaft eine zweiwöchige Pause, ehe es dann richtig zur Sache geht.

Ballgefühl haben die Spieler des HTV Hemer und das auch am Fuß

Text: IKZ, Oliver Bergmann
Foto: IKZ, Dennis Echtermann