Ungebrochene Lust auf einen coolen Sport

HTV-Handballer Philip Trattner lässt sich auch vom zweiten Kreuzbandriss nicht unterkriegen und plant Comeback

So würde Philip Trattner in absehbarer Zeit gern wieder beim HTV in Aktion sein.                                               <b>Lothar Gudat</b>
So würde Philip Trattner in absehbarer Zeit gern wieder beim HTV in Aktion sein.  Lothar Gudat

Willy Schweer

Hemer Wenn man mit ihm spricht, spürt man seine Leidenschaft für diesen Sport. Auch in der Rekonvaleszenz, nach dem zweiten Kreuzbandriss. Ende Februar erwischte es Philip Trattner im Handball-Oberligaspiel seines HTV in Ferndorf, und das Prozedere, das eine solche Verletzung nach sich zieht, kennt er bereits. Vor zwei Jahren erwischte es schließlich das linke Knie, damals aber als Folge eines Autounfalls.

Operation, Gehen an Krücken, mühsames Heranarbeiten an eine normale Belastbarkeit: Genau das stand dem 35-Jährigen wieder bevor. Heute versichert er, schon wieder ziemlich gut drauf zu sein. „Die Schiene ist weg, das Knie fühlt sich gut an.“ Trattner räumt jedoch ein, dass ihn diese Verletzung gehörig ins Grübeln gebracht hat. In seinem Alter rückt das Karriereende näher, und die Zweifel sind da, ob das frühere Leistungsvermögen wieder erreicht werden kann. „Ich wollte vom Arzt Klarheit, ob mein Knie wie das eines 60-Jährigen aussieht oder noch einigermaßen altersgemäß“, sagt der Hemeraner. Als der Mediziner jedoch fragte, wann er wieder Handball spielen wolle, war für ihn klar, dass er für sein Comeback arbeiten würde.

„Meine Frau hat mir gesagt, ich solle meinen Knien eine zweite Chance geben, und das mache ich jetzt.“ Aber es wird ein beschwerlicher und langer Weg. Mindestens fünfmal in der Woche geht er daheim in den Keller zum Krafttraining, und mit dem Muskelaufbau ist er so zufrieden, dass er glaubt, gestärkt zurückzukommen. Sein Physiotherapeut pflichtet ihm bei. Das ist praktischerweise Bosko Bjelanovic, sein Teamkollege und demnächst der HTV-Trainer. „Dass Bosko den Job macht, finde ich super. Und schon seinetwegen kann ich eigentlich nicht aufhören.“

Philip Trattner hat in den Wochen der sportlichen Untätigkeit gemerkt, wie sehr ihm der Handball fehlt. „Das ist einfach ein geiler Sport, und Teil einer Mannschaft zu sein, hat mich immer motiviert.“ Deshalb fällt es auch so schwer, das Aufbautraining ganz allein absolvieren zu müssen, während die Kollegen auf der Platte stehen und sich für die entscheidenden Duelle in der Oberliga-Abstiegsgrunde präparieren. Trattner sieht die Situation realistisch und betont, dass jetzt nur Siege helfen können. „Einige Konkurrenten haben ein leichteres Restprogramm als wir, das wird echt schwer.“

Fest steht für ihn jedoch, dass es eine Handball-Zukunft für ihn nur auf ordentlichem Niveau geben wird, unterklassig die Karriere ausklingen zu lassen, hat keinen Reiz. Daher wird er daran arbeiten, bis zur nächsten Saisonvorbereitung wieder belastbar zu sein, um dann konkrete Pläne zu schmieden. Bis dahin verschieben sich zwangsläufig die Schwerpunkte, weil sich die Besuche um Grohe-Forum auf die Heimspiele des Oberligateams beschränken.Die Söhne spielen schon Handball

Der Beruf als Applikationsingenieur fordert ihn. Dabei dreht sich alles um Spezialgetriebe, die aus Japan geliefert werden und hierzulande vielfältige Einsatzgebiete finden. In Robotern, in Karussells oder in besonderen Wasserspielen in Poolhäusern. Aber besonders zu schätzen weiß es Philip Trattner, jetzt mehr Zeit für seine Familie zu haben. Wenig überraschen kann es, dass die beiden Söhne Mika und Paul mit ihren vier und bald sechs Jahren schon die Liebe zum Handball entdeckt haben. Vorbilder und Lehrmeister in der Familie, angefangen bei Großvater Jürgen, gibt es ja genug. „Ich habe nur positive Erfahrungen im Handball gemacht, das ist einfach ein cooler Sport“, sagt Philip Trattner und ermutigt seine Jungs, in seine Fußstapfen zu treten. Und wer sich in einer Mannschaft so wie er für die Abwehrarbeit zuständig fühlt, ist ohnehin auf der richtigen Seite. „Es gibt doch nichts Besseres, als wenn du mit deinem Block den Gegner zur Verzweiflung bringst.“

So spricht einer, der liebend gern wieder aufs Feld möchte, um seine Leidenschaft auszuleben. Das Spiel in Ferndorf am 20. Februar soll nicht sein letztes gewesen sein.

Text: IKZ, Willy Schweer
Foto: Lothar Gudat