HTV-Jubel nach furiosem Finish

Jurakics Paraden und Bjelanovics Treffer sorgen für die Wende gegen Mennighüffen

Seine sechs Tore in der letzten Viertelstunde wendeten das Blatt: Bosko Bjelanovic.                                               <b>Dennis Echtermann</b>
Seine sechs Tore in der letzten Viertelstunde wendeten das Blatt: Bosko Bjelanovic.  
Dennis Echtermann

Willy Schweer

Hemer Das war schon ein Vorgeschmack auf die angestrebte Klassenerhaltsparty. Die HTV-Spieler feierte ihren Triumph gegen Mennighüffen nach der Schlusssirene so ausgelassen, als sei die Abstiegsgefahr bereits gebannt. Im Mittelpunkt standen zwei Akteure, die die Wende in einem begeisternden Finish möglich gemacht hatten: Marko Jurakic brachte den VfL mit sensationellen Paraden zur Verzweiflung, und Bosko Bjelanovic traf wie er wollte, als es darauf ankam. 

Handball, Oberliga-Abstiegsrunde: HTV Hemer – VfL Mennighüffen 28:25 (11:13). 

„Ich habe schon nicht mehr daran geglaubt“, räumte ein erleichterter Stefan Flügge ein, als die Spieler ihren Sieg feierten. Und wie der sportliche Berater hatten sich vermutlich auch die meisten Zuschauer auf eine Niederlage eingestellt. Mennighüffen, individuell klar stärker, körperlich überlegen und durchschlagskräftiger, hatte bis sechs Minuten vor Schluss stets die Nase vorn, weil das Team immer eine Antwort gab, wenn sich der HTV herangekämpft hatte.

Dann traf Bosko Bjelanovic zum Ausgleich, Jonas Brieden ließ beim 24:23 die erste Hemeraner Führung überhaupt folgen, und danach spielten die Gastgeber wie im Rausch. Marko Jurakic parierte zwei Siebenmeter, was seine Kollegen enorm pushte und den VfL völlig aus dem Tritt brachte. Der HTV, der Bastian Frenzel nun auch in der Abwehr aufbot, wollte diesen Sieg nun unbedingt, er bewies den lange vermissten Mut und belohnte sich für seinen großen Kampfgeist.Hemers Torhüter parieren insgesamt fünf Siebenmeter

Aber nach diesem Happy End sah es lange Zeit wirklich nicht aus. Nach verhaltenem Beginn übernahmen die Gäste das Kommando, die sich in vielen Eins-gegen Eins-Situation die Wurfchancen erarbeiteten und auch nutzten, was dem HTV überhaupt nicht gelang. Der wirkte gehemmt, schien mit dem Erfolgsdruck nicht klar zu kommen und konnte froh sein, dass seine Torhüter auf der Höhe waren. Der schlecht startende Jurakic machte früh für Dominik Bock Platz, der zwei Siebenmeter parierte und dafür sorgte, dass der Rückstand überschaubar blieb. Gegen Ende der ersten Hälfte kehrte Jurakic für einen Siebenmeter zwischen die Pfosten zurück, und auch er parierte. Das beflügelte die Mannschaft, die sich bis zur Pause herankämpfte.

Beim 14:14 hatte sie erstmals gleichgezogen, weil sie endlich entschlossener und zielstrebiger agierte. Aber Mennighüffen, das mit Keeper Bekemeier auch einen starken Rückhalt besaß, wusste stets eine Antwort. Und weil der HTV einige freie Würfe nicht nutzte, schien die Wende Wunschdenken zu bleiben.

Doch dann bildete die Kombination aus Jurakics Paraden und Bjelanovsc Präzisionswürfen aus dem Rückraum die Grundlage für ein begeisterndes Finish, in dem das Publikum die Mannschaft antrieb und sie anschließend mit Standing Ovations für eine Energieleistung feierte. Der Oberligaverbleib ist wieder ein ganzes Stück realistischer.

HTV Hemer – VfL Mennighüffen: Statistik und Trainerstimmen

HTV: Jurakic, Bock; Brieden (4), Luzyna, Brückner (5), Bjelanovic (6/1), Voss, Frenzel (6), Ostermann (3), Sahlmann, Lübbering (2), Spiekermann (1), Ilicsin (1). 

VfL: Bekemeier, Körtner; Danowsky (3/1), Vieregge (1), Heinemann (3), Büschenfeld, Walter (6), Schumann, Köster (4), Heinrichsmeier, Tretzack (2), Huckauf (6/1). 

Spielverlauf: 2:4 (10.), 4:5 (18.), 5:10 (23.), 10:11 (28.), 14:14 (33.), 15:18 (38.), 18:20 (45.), 22:23 (53.), 26:23 (59.). –Strafzeiten:6 – 3 – Zuschauer: 300. 

Pedro Alvarez (HTV): „Ich glaube immer an meine Mannschaft, so wie ich an meine Arbeit glaube. In den letzten Minuten haben sich die Umstellungen in der Abwehr bezahlt gemacht, und die Mannschaft hat sich für eine tolle kämpferische Leistung belohnt. Marko Jurakic hat sensationell gehalten, und Bosko Bjelanovics Tore haben uns zum Sieg geführt.“

Tomasz Tluczynski (VfL); „Es war ein enges Spiel, und wir sind daran gescheitert, dass wir die einfachen Dinger nicht reingemacht haben. Wir hatten das Spiel im Griff, konnten uns aber nie absetzen. Der Torwart hat den HTV im Spiel gehalten, und in der entscheidenden Phase hat Bjelanovic seine Routine ausgespielt.“

Erfolg hätte Signalwirkung

Willy Schweer

Ganz so wie früher ist es noch nicht. Da war die Tribüne im Grohe-Forum voller und das Spielniveau besser, wenn der HTV Oberliga-Handball präsentierte. Aber dass es diese mit Nachwuchskräften gespickte Mannschaft immer noch selbst in der Hand hat, sich für eine weitere Saison in der höchsten westfälischen Spielklasse zu qualifizieren, ist aller Ehren wert. Gewiss mangelt es an individueller Klasse, an gestandenen Oberligaspielern und an wurfstarken Rückraumschützen.

Aber am Beispiel dieses HTV-Ensembles zeigt sich, wie weit man mit einer lernwilligen und motivierten jungen Mannschaft kommen kann. Trainer Pedro Alvarez hat die Spieler weiterentwickelt, und es ist bewundernswert, mit welcher Selbstverständlichkeit sich der anspruchsvolle Portugiese mit den Gegebenheiten vor Ort arrangiert hat. Sicher hätte er sich den einen oder anderen fertigen Spieler mehr gewünscht, aber er arbeitet akribisch daran, mit dem vorhandenen Personal die Überraschung zu schaffen. Denn von der darf man getrost sprechen, wenn der HTV gegen diese Kontrahenten das Ziel erreicht und Oberligist bleibt.

Für den Verein wäre es von immenser Bedeutung. Denn wie es scheint bürgen die Neuzugänge für einen Qualitätszuwachs in der nächsten Saison, und den würde man ungern in der Verbandsliga erleben. Und ein Aushängeschild auf angestammtem Niveau würde auch ins Gesamtbild des Vereins passen, der ja schon zwei wichtige Aufstiege vermelden kann. Den der Frauen in die Verbandsliga und den der zweiten Männermannschaft in die Bezirksliga. Und weil der Nachwuchs weiter auf hohem Niveau spielt, gäbe es beste Voraussetzungen für lande und hochwertige Handballtage im Grohe-Forum. Oberligaspiele wären dabei die Krönung.

Text: Willy Schweer
Foto: Dennis Echtermann