Vom Ersatzmann zum Topwerfer

HTV-Spieler Mati Sahlmann brauchte Geduld, um sich in der ersten Mannschaft zu etablieren

Er ist derzeit kaum zu bremsen: Rückraumschütze Mati Sahlmann vom HTV Hemer.                                               <b>Lothar Gudat</b>
Er ist derzeit kaum zu bremsen: Rückraumschütze Mati Sahlmann vom HTV Hemer. Lothar Gudat

Willy Schweer

Hemer Jungen Sportlern sagt man ja zuweilen nach, nicht die nötige Geduld zu haben, wenn für sie auf Anhieb kein Platz in der Stammformation reserviert ist. Gehörte Mati Sahlmann in diese Kategorie, dann würde er heute vermutlich woanders Handball spielen. Doch er ist weiterhin für den HTV Hemer in Aktion – und das besser denn je. Im letzten Heimspiel des Verbandsligisten gegen Schwelm war er mit zwölf Treffern der Mann des Abends, und manchem Besucher auf der Tribüne entfuhr bei einem seiner fulminanten Würfe aus dem Rückraum ein anerkennendes „wo hat er denn den ausgepackt?“

Der 21-Jährige freut sich über solche Anerkennung, und wenn man mit ihm über die laufende Saison spricht, dann spürt man große Zufriedenheit. Er ist endgültig angekommen in der ersten Mannschaft, aber sein Weg zu einer festen Größe verlief beileibe nicht geradlinig. Sahlmann räumt ein, dass er sich in den vergangenen Spielzeiten beim HTV mehr Spielanteile gewünscht hätte. „Wir waren mit der A-Jugend Oberligameister, konnten so schlecht also nicht sein“, erinnert er an das erste Jahr, als er als Jugendlicher sporadisch bei den Senioren zum Zuge kam – allerdings auf der ungeliebten Rechtsaußenposition. Der Linkshänder fühlt sich jedoch im Rückraum am wohlsten. Bis er sein Können hier mit Nachdruck unter Beweis stellen konnte, vergingen noch zwei Jahre. Erst brachte Corona den Spielbetrieb durcheinander, und dann setzte in der ziemlich normalen letzten Saison der damalige Trainer Pedro Alvarez eher selten auf ihn. „Pedro ist ein guter Trainer, der uns allen weitergeholfen hat. Aber hat den jungen Spielern nicht wirklich vertraut. Vielleicht dachte er, der Druck im Abstiegskampf sei für uns zu groß.“

Das Vertrauen von Trainer Bosko Bjelanovic zahlt sich aus

Für Mati Sahlmann ist das Schnee von gestern, weil er jetzt bei Bosko Bjelanovic dieses Vertrauen spürt. „Er setzt auf die jungen Spieler, wir dürfen Fehler machen und entwickeln uns weiter.“ Ihm sieht man es auch an, denn er hat Muskulatur aufgebaut. „Staturtechnisch hat sich da was getan“, schildert er schmunzelnd den Effekt des systematischen Krafttrainings, das Bjelanovic seinen Spieler verordnet. Die Athletik spielt generell eine zentrale Rolle, und dass es bisher keine Verletzungen im Team gab, führt Sahlmann auch darauf zurück.

Er hat die Oberliga kennengelernt und ist überzeugt davon, jetzt in der Verbandsliga richtig aufgehoben zu sein. „Für eine neue Mannschaft ist das besser, und im Moment macht es ja wirklich Spaß.“ Der Linkshänder verweist auf die ideale Teamchemie, auf die aktuelle Erfolgsserie und auch auf die wieder vollere Halle. Natürlich schaut er auch auf die Tabelle und stellt klar. „Der Aufstieg ist möglich.“

Mati Sahlmann hat allerdings gelernt, dass man zuweilen Geduld haben muss, und deshalb sieht er bei aller Ambition keinen Erfolgsdruck. Möglichst schnell möglichst hoch zu spielen, war nie ein Antrieb. Deshalb war in der Jugend der Wechsel nach Lemgo und ins Internat eben sowenig ein Thema wie jener nach Menden und in die A-Jugend-Bundesliga. „Im Nachhinein waren das richtige Entscheidungen“, versichert er und betont, dass Handball schließlich nicht alles sei.

Die berufliche Ausbildung soll keinesfalls leiden, und den Freiraum für seine Freunde mag er nicht missen. Die Play-Station spielt in der Freizeit durchaus eine Rolle, und samstags lässt sich die Clique ungern die TV-Übertragung der BVB-Spiele entgehen. Wenn Mati Sahlmann nicht gerade seinen Handballverpflichtungen nachkommen muss.

Ziel des Linkshänders ist der Oberliga-Aufstieg mit dem HTV

Denen zuliebe hat er vor drei Jahren auch seinen Tennisschläger beiseite gelegt, nachdem er lange Mannschaftsspiele beim TC Lössel-Roden bestritten hatte. „Wenn man im Handball weiterkommen will, muss man eben Abstriche machen“, sagt Mati Sahlmann. Das Weiterkommen heißt für ihn, auf jeden Fall noch einmal Oberliga zu spielen. Dann allerdings nicht als Randfigur sondern als Leistungsträger – am liebsten natürlich beim HTV. Und wenn es bei ihm persönlich und bei der Mannschaft so weiterläuft wie in den letzten Wochen, dürfte das kein Wunschdenken sein.

Zur Person

Name: Mati Sahlmann 

Geburtsdatum: 1. Juni 2001 

Wohnort: Lössel 

Beruf: Werkstudent in der Unternehmenskommunikation bei Medice / Student der Medienwissenschaften 

Sportliche Laufbahn: Beginn beim TV Lössel, dort bis zur E- Jugend, dann zwei Jahre beim Letmather TV, anschließender Wechsel zur HSG Hohenlimburg. Seit der B-Jugend beim HTV Hemer 

Lieblingsspieler/-verein : Mikkel Hansen / SG Flensburg-Handwitt

Hobbys: Dart und Gaming

Text: IKZ, Willy Schweer
Foto: Lothar Gudat