Konsequenz im Finish und Bocks Paraden

HTV Hemer muss beim Fehlwurffestival lange zittern, baut mit dem Sieg in Halver aber seine Tabellenführung aus

Willy Schweer

Wael Ben Youssef war mit zehn Treffern der beste Werfer des HTV Hemer beim wichtigen Erfolg in Halver.
Wael Ben Youssef war mit zehn Treffern der beste Werfer des HTV Hemer beim wichtigen Erfolg in Halver.

Halver „Auswärtssieg, Auswärtssieg“, riefen die freudestrahlenden HTV-Spieler bei ihrem Siegestanz im Mittelkreis, und die mitgereisten Anhänger applaudierten nach Kräften. Dabei ist es ja eigentlich keine Sensation, wenn der Tabellenführer beim Sechsten gewinnt, aber dieses Spiel hätte auch anders laufen können. Die vom Ex-Hemeraner Mark Dragunski gut eingestellten Hausherren waren ein schwerer Gegner, und der HTV stellte einen neuen Rekord in der Kategorie „vergebene Großchancen“ auf. 

Handball-Verbandsliga: SGSH Dragons II – HTV Hemer 26:29 (12:12). 

Trainer Bosko Bjelanovic hatte in seiner Abschlussstatistik 30 Fehlwürfe notiert, darunter eine ganze Reihe schier unglaublicher Patzer, die nicht allein auf die Paraden des guten SG-Keepers Hablowetz zurückzuführen waren. Der HTV traf schon in der Anfangsphase schlecht, und mangelnde Effizienz kennzeichnete sein Spiel bis zum Abpfiff. Der Angriff wirkte oftmals zu statisch, die Aktionen waren leicht durchschaubar, und die Außenpositionen wurden erst in der zweiten Hälfte systematisch ins Spiel einbezogen. Ohne Wael Ben Youssefs Einzelaktionen wären diese Defizite wohl ins Auge gegangen.

Auf der anderen Seite stand aber eine engagierte Abwehrarbeit. Es wurde entschlossen zugepackt, und dem Gegner boten sich längst nicht so viele Lücken wie noch in den letzten Spielen. Als großer Rückhalt erwies sich Keeper Dominik Bock, der eine starke Leistung bot und vor allem in der entscheidenden Phase mit seinen Paraden verhinderte, dass das Spiel kippte.

Die erste Hälfte verlief absolut ausgeglichen, die zwischenzeitliche Zwei-Tore-Führung des Gastes machte die SG bis zum Pausenpfiff wett. Und sie besaß in der zweiten Hälfte zunächst die besseren Szenen, nutzte technische Fehler des Gegners und kam über Linksaußen zu wichtigen Treffern. Dass der HTV aber überhaupt ins Hintertreffen geriet, war seiner Abschlussschwäche zu verdanken. Tempogegenstöße wurden durch die Bank vergeben, so dass es bis in die Endphase spannend blieb.

Bescheinigen muss man der Mannschaft, dass sie trotz aller Widrigkeiten nie den Kopf verlor. Die Einstellung stimmte, und auch einige fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen brachten sie nicht aus dem Konzept. Nach dem 23:23 geriet die SG in doppelte Unterzahl, und das nutzten die Hemeraner aus. Zwei Sahlmann-Siebenmeter, dann Schumann: Beim 23:26 (55.) hatten sie den Sieg vor Augen. Und dass die Hausherren nicht mehr gleichzogen, war Dominik Bock zu verdanken, der im Finish überragend hielt. Der HTV durfte jubeln, und es folgte sogar der Nachschlag: Durch die Niederlage des OSC Dortmund gegen Hombruch wurde die Tabellenführung ausgebaut.

Text: IKZ, Willy Schweer
Foto: Lothar Gudat

SG Schalksmühle/Halver Dragons II – HTV Hemer 26:29

HTV: Bock; Luzyna, Brückner, Frenzel (5), Ostermann (1), Sahlmann (5/4), Ben Youssef (10), Schroth (1), Stracke (1), Lübbering (1), Ilicsin (1), Wizy (1), Schumann (3). 

Spielverlauf: 2:2 (7.), 6:6 (16.), 8:10 (23.), 14:13 (32.), 17:15 (38.), 20:19 (46.), 23:23 (52.), 23:26 (55.), 25:26 (59.). – 

Zeitstrafen: 4 – 3. –

Zuschauer: 150. 

HTV-Trainer Bosko Bjelanovic: „Wenn wir nur ein Drittel unserer ganz klaren Chancen genutzt hätten, wäre es niemals so eng geworden. Aber Fakt ist auch, dass Dominik Bock sehr gut gehalten hat und viele gegnerische Chancen vereitelt hat. Die Abwehrleistung war besser als in den letzten Spielen, mit dem Angriff kann man heute nicht zufrieden sein. Aber die Mannschaft hat sehr gut gekämpft und immer wieder versucht, sich an unser Konzept zu halten. Dafür verdient sie ein Kompliment.“