Eine leidenschaftliche Handball-Familie

Ob im Vorstand, in Erfolgsteams oder auch mal im Hintergrund: Die Schroths widmen sich intensiv dem HTV Hemer

Bei den Handballern des HTV Hemer ist diese Familie nicht mehr wegzudenken: (v. li.) Natascha, Boris, Tatjana und Janis Schroth.                                              <b>Willy Schweer</b>
Bei den Handballern des HTV Hemer ist diese Familie nicht mehr wegzudenken: (v. li.) Natascha, Boris, Tatjana und Janis Schroth. 
Willy Schweer

Willy Schweer

Hemer Wochenenden im Kreise der Familie zu verbringen, kann ja nach der Hektik des Arbeitsalltags ein entspannender Gegenpol sein. Nicht nur zu Weihnachten. Dass gemeinsame Wochenendtermine bei den Schroths fast das ganze Jahr über eine Selbstverständlichkeit sind, hat allerdings einen sportlichen Hintergrund. Es geht um Handball und um den HTV Hemer. Tatjana Schroth ist Teammanagerin der Frauenmannschaft und des A-Jugend-Bundesligateams, und sie hat zu Saisonbeginn Ehemann Boris beerbt, der nun eher im Hintergrund der Mann für alle Fälle ist und dort anpackt, wo gerade eine helfende Hand gebraucht wird. Tochter Natascha (18) spielt im Frauen- und A-Jugendteam, Sohn Janis (20) bei den Männern.

„Es dreht sich bei uns schon ziemlich viel um Handball“, lautet Tatjana Schroths leicht untertreibende Einschätzung. Aber wenn man mit ihr und ihren Familienmitgliedern spricht, dann spürt man die Lust daran, im Verein etwas zu bewegen und gemeinsam den Erfolgsweg weiter zu beschreiten.

Erstaunlicherweise hatte das Ehepaar, was die eigenen sportlichen Aktivitäten anbelangte, mit Handball eher wenig im Sinn. „Ich habe früher Fußball gespielt, nicht gut aber gern“, erinnert sich Boris Schroth, der ebenso wie seine Frau den Zugang zum HTV fand, als es um das passende Betätigungsfeld für die Kinder ging. Nach dem Mutter-Kind-Turnen musste ein Anschlussprogramm gefunden werden, und weil andere Familien den HTV interessant fanden, schauten sich auch die Schroths bei den Handballern um. Für Janis gab es schnell die altersgemäße Jugendmannschaft, und es dauerte nicht lange, bis seine Schwester auch mit in die Halle kam. Reine Mädchenmannschaften in den jüngeren Jahrgangsstufen gab es damals nicht, aber Natascha mischte sehr bald und mit wachsender Begeisterung bei den Jungs mit.

Und die Eltern? Natürlich wurden sie für den Fahrdienst zum Training und zu den Spielen gebraucht, und sie lernten schnell kennen, welche Aufgabenfülle es in einem Sportverein gibt. Zeitnehmer werden immer gebraucht, Hilfe an den Verkaufsständen in der Halle ist stets willkommen, und schließlich gab es auch die Vakanz im Betreuerteam, die Anfragen beim Ehepaar Schroth nahelegte. Bei Tatjana ging es mit moderatem Aufwand los, während sich mittlerweile an manchen Tagen das Gefühl einstellt, einen Fulltime-Job zu erledigen. „Ich muss aufpassen, dass ich nicht die rote Karte sehe, weil kein Essen auf dem Tisch steht“, meint sie schmunzelnd. Sie ist Vorstandsmitglied, kümmert sich als Teammanagerin um die Organisation rund um die Spiele, um den Schriftverkehr mit dem Verband oder den Materialeinkauf. „Manchmal wird es echt viel, aber die Zeit mit unseren Kindern, wie wir sie jetzt erleben, kommt nie wieder.“

Ihr Mann kann da nur zustimmen. Bei Boris Schroth wurde die Schlagzahl höher, als in der C-Jugend, in der Janis spielte, ein Betreuer gebraucht wurde. Diese Aufgabe behielt er auch im Intermezzo beim Letmather TV, wo der Sohn die B- und A-Jugendzeit verbrachte, weil es in Hemer keine adäquate Mannschaft gab. Wirklich intensiv beim HTV wurde es vor zwei Jahren, als der Aufschwung im Frauenbereich auch dank Una und Ivan Kavran Fahrt einsetzte. Bei Boris Schroth liefen viele Fäden zusammen, und über einen Mangel an Aufgaben konnte er sich nicht beklagen. „Einmal habe ich sogar unsere Mädchen in der A-Jugend-Bundesliga zusammen mit Marco Fritzsche gecoacht, weil die Kavrans Corona hatten. Und eine Woche später war ich dann wieder der Wischer.“ Es ist typisch für die Schroths, dass sie überall mitarbeiten, wo gerade Hilfe gebraucht wird.

„Ich finde es cool, dass sich unsere Eltern so für unseren Sport engagieren“, sagt Tochter Natascha. Sie hat in der Jugend als Rückraumspielerin begonnen und fühlt sich mittlerweile auf den Außenpositionen wohl. Die 18-Jährige ist eine wichtige Stütze in beiden Mannschaften, und dass die Spiele im Familienkreis aufgearbeitet werden und der Zuspruch kommt, wenn es einmal nicht wie gewünscht läuft, hält sie für enorm hilfreich. „Ich stelle es mir schwierig vor, wenn Eltern gar kein Interesse am Sport haben.“ Mit den HTV-Frauen will Natascha natürlich in die Oberliga aufsteigen, und echte Zweifel am Triumph hat sie nicht. Für die Schülerin am Placida Berufskollegs in Menden steht im nächsten Jahr der Abschluss an, danach soll ein Studium beginnen. Und nach Möglichkeit soll der Studienort in gut erreichbarer Nähe liegen, um weiter in Hemer Handball zu spielen. „Wir haben schließlich noch einiges vor“, betont sie.

Vision von der dritten Liga soll mit Leben erfüllt werden

Das kann ihr Bruder Janis nur unterstreichen, der mit den Männern gleichfalls die Verbandsligatabelle anführt, aber einen deutlich schwierigeren Weg zum Aufstieg vor sich sieht. „Wir haben uns in dieser Klasse gut entwickelt, mit Bosko Bjelanovic einen tollen Trainer, und es macht einfach Riesenspaß in dieser Mannschaft“, sagt der Rechtsaußen, der bei einem Unternehmen in Sümmern eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolviert. Die Kinder spielen weiter erfolgreich Handball, der Traum vom Doppelaufstieg lebt, und damit ist klar, dass die Eltern mit unvermindertem Einsatz für den Verein arbeiten werden.

„Aber wenn die beiden nicht mehr hier spielen sollten, wird es schwierig. Ich glaube, dass ich mich dann doch mehr dem Reiten zuwende“, räumt Tatjana Schroth ein. Aber so ganz ohne Handball dürfte es auch dann nicht gehen, nur vielleicht mit reduzierten Aufwand. „Wir machen die Arbeit ja für die Kinder. Um uns geht es dabei nicht“, ergänzt ihr Mann. Aber beide sind sich einig, dass sich in den nächsten zwei bis drei Jahren an der aktuellen Konstellation nichts ändern wird. Und wo steht der HTV dann? „Die Vision lautet dritte Liga“, hält es Boris Schroth für durchaus machbar, dass die Frauen in diesem Zeitraum das große Ziel erreichen. „Und die Männer sehe ich dann zumindest im Vorderfeld der Oberliga.“ Der Verein kann sicher sein, dass die Schroths ihren Beitrag leisten werden, aber die freuen sich jetzt tatsächlich auf eine kurze handballfreie Zeit. Aber auch die wird gemeinsam verbracht: Beim Skiurlaub in Österreich.

Text und Foto: IKZ, Willy Schweer

oder unterstützt uns direkt hier durch eine Pay-Pal-Spende für gute Jugendarbeit. Vielen Dank!