Leon Schulte wird dem HTV Hemer lange fehlen

Jetzt wird es unheimlich: Auch beim Rechtsaußen ist ein Kreuzbandriss diagnostiziert worden. Das ist kein Zufall

Oliver Bergmann


Wenn Leon Schulte zum Torabschluss ansetzt, sieht es für die Gegner des HTV Hemer schlecht aus. Lothar Gudat

Hemer „Hoffentlich ist es nicht so schlimm, wie es sein könnte“, sagte Bosko Bjelanovic, der Trainer des HTV Hemer, am letzten Oktober-Samstag. Seine Mannschaft hatte zuvor das hitzige Auswärtsspiel in der Handball-Oberliga bei Westfalia Hombruch 28:27 gewonnen und damit auch die makellose Bilanz in der Tabelle gewahrt. Aber: Mit Leon Schulte schied der bis dahin beste Spieler dieser Begegnung vorzeitig aus – mit dem Verdacht auf eine schwere Knieverletzung. Daraus ist inzwischen Gewissheit geworden. „Der Kreuzbandriss hat sich leider bestätigt, und der Meniskus ist auch beteiligt“, sagte Schulte vor dem Heimspiel am Samstag gegen die TG Voerde.

Der Rechtsaußen wird sich in der Media-Park-Klinik in Köln einer Operation unterziehen müssen. Termin ist der 12. November, ein Dienstag – das sind mehr als zwei Wochen nach der Verletzung, die er sich ohne Einwirkung eines Gegenspielers zugezogen hat. Mit seiner vorläufig letzten Aktion hatte er die Führung des HTV in Hombruch auf 8:3 ausgebaut und zuvor schon zweimal getroffen. Nach seinem dritten Treffer, der aus einer üblichen Sprungbewegung heraus entstand, kam er unglücklich auf dem Boden auf. Das war der Augenblick, in dem es passierte. Das gefühlt sehr späte OP-Datum legt einen Verdacht nahe: Dass die Spezialisten mit Operationen dieser Art alle Hände voll zu tun haben. „Leider ist es genau so, wobei der Termin noch als kurzfristig gilt. Es hätte auch Dezember werden können“, sagt Schulte und ergänzt: „Ich bin Nummer vier an diesem Tag.“

Die Frage, ob sich schwere Verletzungen dieser Art tatsächlich häufen, steht nicht lange unbeantwortet im Raum. „Das ist so, weil die Sportart immer schneller wird“, hat sich Schulte sagen lassen. Beim HTV hatten sie schon den Verdacht, dass der alte, im Sommer ausgetauschte Boden des Grohe-Forums eine Rolle spielt. Den damals als unverzichtbar geltenden Philip Trattner erwischte es im Februar 2022, ein Jahr später traf es Johanna Becker bei den Frauen und zu Beginn der Saison 23/24 erhielten auch Luis Gran und Luca Jünger die Diagnose „Kreuzbandriss“ – und das sind nur die bekannten betroffenen Handballer. Allein bei Fußball-Landesligist Borussia Dröschede lagen oder liegen mit dieser Verletzung seit Sommer 2023 drei Spieler auf Eis: Loris Martinek, Robin Wodniok und seit kurzem auch Kapitän Lennard Merz (wir berichteten).

Leon Schulte, der im Sommer von Drittligist TuS Spenge kam und in sechs Spielen 21 Mal traf, wird neun bis zwölf Monate ausfallen – so jedenfalls lautet die aktuelle Prognose. „Mein Ziel ist es, zur Saisonvorbereitung 2025 wieder langsam mit dem Hallentraining anzufangen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Der erste Schock ist zwar verdaut, trotzdem ist das alles eine große Enttäuschung.“ Wenn man in dieser Angelegenheit einen positiven Aspekt finden möchte, dann den beruflichen. Schulte befindet sich gerade in der Ausbildung zum Speditionskaufmann – einer Aufgabe, der er auch mit Kreuzbandriss nachkommen kann.

Text: IKZ, Oliver Bergmann
Foto: Lothar Gudat