HTV dreht bereits verloren geglaubte Partie
Gästetrainer Mark Dragunski stellt Hemeraner mit offener Manndeckung vor große Probleme. Matchwinner Jonas Brieden
Christoph Schulte
Hemer Am Ende standen die jungen Drachen aus Schalksmühle völlig konsterniert auf dem Feld und konnten nicht fassen, dass sie aus dieser Partie, der sie gegen den favorisierten HTV über weite Phasen den Stempel aufgedrückt hatten, nichts Zählbares mit nach Hause nehmen konnten. Auf der Gegenseite konnten die jubelnden Hemeraner ihr Glück kaum fassen.
Handball-Verbandsliga: HTV Hemer – SG Schalksmühle-Halver Dragons II 28:27 (13:15).
Das sah auch SGHS-Trainer Mark Dragunski in der anschließenden Pressekonferenz so: „Ich kann meiner jungen Mannschaft überhaupt keine Vorwürfe machen. Sie hat trotz etlicher verletzungsbedingter Ausfälle ein Riesenspiel gemacht, sich für eine Klasseleistung nur nicht belohnt. Am Ende hat der deutlich breiter besetzte Kader des HTV den Ausschlag gegeben.
Der Ex-Hemeraner hatte die Gastgeber von Beginn an mit einer offenen 3:3-Deckungsvariante überrascht, an der sich das Team von Bosko Bjelanovic über weite Phasen der Partie die Zähne ausbiss. „Wir haben da häufig viel zu statisch agiert und konnten uns im Eins gegen Eins nicht durchsetzen“, so der HTV-Trainer. Nach einer noch ausgeglichenen Anfangsphase (6:6, 9.) erarbeiteten sich die Dragons bis zur Pause eine Zwei-Tore-Führung. Die hätte noch deutlicher ausfallen können, wenn nicht in der letzten Minute Hemers Elias Lübbering trotz doppelter Unterzahl noch zweimal verkürzt hätte.
Nach dem Wechsel bot sich den Fans im Grohe-Forum zunächst das gleiche Bild: Zwar zeigte sich der HTV in der Abwehr vorübergehend stabilisiert, doch im Angriff präsentierten sich die Hausherren regelrecht fahrlässig beim Auslassen von klarsten Möglichkeiten. Mehrfach scheiterten Hemers Schützen völlig frei am starken SGHS-Keeper.
In der Schlussphase dreht der HTV noch die Partie
Zehn Minuten vor dem Ende führten die Gäste immer noch mit vier Treffern. Dann jedoch setzte der HTV doch noch zur nicht mehr für möglich gehaltenen Aufholjagd an. Vorne wurden gegen immer müder werdende Gäste schnelle Abschlüsse gesucht und hinten stand jetzt eine kompakte 5:1-Abwehrformation, wo Schalksmühle jetzt vergeblich Lücken suchte. Und da in dieser entscheidenden Phase auch Dominik Bock einige Würfe glänzend entschärfte, schrumpfte der Gäste-Vorsprung Tor um Tor. Dem überragenden Jonas Brieden blieb es vorbehalten, eine Minute vor der Schlusssirene seine Farben das erste Mal überhaupt in der zweiten Hälfte in Führung zu werfen. Als beim letzten Gästeangriff die letzten verzweifelten Wurfversuche erfolgreich geblockt wurden, kannte der HTV-Jubel über einen lange Zeit nicht mehr für möglich gehaltenen Heimsieg keine Grenzen mehr.
HTV – SGHS II 28:27
HTV: Bock, Wizy; Gran (3/ 2 Siebenmeter), Brückner (1), Jünger (1), Brieden (6), Ostermann, Sahlmann (3), Ben Youssef (4), Schroth (4), Stracke (2), Lübbering (4), Spiekermann.
Spielverlauf: 4:3 (4.), 6:5 (9.), 6:9 (12.), 7:11 (20.), 9:13 (24.), 11:15 (27.), 16:18 (32.), 18:20 (37.), 19:23 (41.), 22:26 (48.), 26:27 (54.).
Zeitstrafen: HTV: 5 – SGHS: 6. Rote Karte: Ben Youssef (42.) – Walch (43.)
Bosko Bjelanovic (Trainer HTV Hemer): „Das Spiel haben wir in den letzten zehn Minuten gewonnen, wo wir mit der 5:1-Abwehr hinten noch kompakter standen. Allerdings sind 29 Gegentore zu viel. Die Schalksmühler 3:3-Deckung hat uns vor viele Probleme gestellt. Am Ende war der Sieg glücklich, Schalksmühle hätte einen Punkt verdient gehabt.“
Text: IKZ, Christoph Schulte
Foto: Lothar Gudat

