HTV Hemer: Diese Ziele verfolgt der neue Vorstand

HEMER.  Der Nachwuchs, die Seniorenteams, das Sponsoring: Gordon Brehl und sein Vorstandsteam möchten den HTV Hemer auf allen Ebenen voranbringen.

Gordon Brehl hat mit dem HTV Hemer viel vor. Beim Erreichen dieser Ziele soll aber nichts überstürzt werden.

Keine Zeit zum Warmlaufen hatte Gordon Brehl Ende November nach seiner Wahl zum neuen Vorsitzenden des HTV Hemer. Sämtliche Handballteams hatten noch richtungsweisende Meisterschaftsspiele zu bestreiten. Nun hat sich der 49-Jährige den Fragen zu den Vorhaben seines Vorstandsteams gestellt.

Herr Brehl, mussten sie lange überlegen, ob Sie den Vorsitz als Nachfolger von Olaf Klein übernehmen?

Gordon Brehl: Vor zwei Jahren, als Olaf gesagt hat, dass er sich nicht erneut zur Wahl stellen möchte, konnte man nicht ahnen, dass Corona kommt, und dass wir deswegen keine Jahreshauptversammlung ausrichten können. Als sein Ausscheiden zur Sprache kam, hatte der Vorstand bereits vorgeschlagen, dass ich es machen soll. Das schmeichelt natürlich im ersten Moment. Ich hatte dann wirklich lange Zeit, mir zu überlegen, ob ich es wirklich mache. Zwischendurch war ich nicht komplett überzeugt, aber im Endeffekt war es für alle klar, dass es so kommt.

Haben Sie sich mit ihrem neuen Vorstandsteam Ziele gesetzt – strategisch und sportlich?

Ich habe jetzt schon wer weiß wie häufig mit August (Stefan Flügge, sportlicher Berater, Anm. d. Redaktion) gesprochen. Er hat schon im Vorfeld der Wahl damit begonnen, ein Konzept für die erste Herrenmannschaft zu erstellen, woran wir jetzt gemeinsam weiterarbeiten. Wenn das ausgearbeitet ist, werden wir es unseren Sponsoren vorstellen, damit auch die sehen, dass es bei uns weitergeht. Wir werden den HTV mit Sicherheit nicht auf Dorfniveau reduzieren. Es gab das Gerücht, dass wir nicht mehr leistungsorientiert unterwegs sein wollen, das ist natürlich nicht der Fall. Wir wollen wieder in die Oberliga, und das langfristige Ziel war immer die dritte Liga daran hat sich nichts geändert. Aber dafür müssen Voraussetzungen geschaffen werden.

Welche wären das?

Die Gründung einer GmbH würde definitiv nötig werden. Als gemeinnütziger Verein sind wir an gewisse Vorgaben gebunden, zum Beispiel ist geregelt was die Spieler verdienen dürfen. Aber damit kann man keine dritte Liga spielen. Dazu muss das wirtschaftliche Gesamtpaket stimmen, die Sponsoren müssen unsere Ideen mittragen. Wenn die sagen, dass ihnen das, was sie bis jetzt geben, genügt, können wir keine dritte Liga spielen. Deswegen müssten neue Sponsoren her, aber deswegen ist die Umsetzung auch nicht von heute auf morgen realistisch. Wir wollen auf diesem Weg ja auch unsere Spieler mitnehmen, aber die sind noch jung und müssen sich noch entwickeln. Wir müssen gesund wachsen. Dann kann es was werden.

Mal angenommen, der Plan geht auf, und die Entwicklung bei Frauen und Männern geht gleichzeitig vonstatten. Könnte der Verein das stemmen?

Das muss er können, was sollen wir sonst machen? Wir wollen zweigleisig fahren und niemanden ausbremsen, also muss man daran arbeiten. Ich zerbreche mir aber jetzt noch nicht den Kopf darüber, was alles nicht klappen könnte. Wir wollen den Verein natürlich besser machen, ich denke das ist klar. Wir wissen um die Problematik, besonders im Kleinkinderbereich. Wegen Corona sind die Handballcamps ausgefallen, deswegen haben wir schwächere Jahrgänge. Jetzt könnte man denken, dass das Sache der Jugendleitung ist. Aber wir planen und organisieren das zusammen. Für die Zukunft müssen wir schauen, dass wir mehr Trainer bekommen, so dass auch dort keine Lücken entstehen. Björn Rosier ist gerade mit den Planungen der zweiten Mannschaft und der A-Jugend beschäftigt. Gerade in diesem Bereich, männliche B- und A-Jugend, haben wir sehr große Konkurrenz im Raum, was es für uns schwierig macht. Die Jugendlichen sollen natürlich bei uns spielen, und nicht in Menden, Hagen oder Letmathe. Aber die Tür ist für Spieler nicht zugeschlagen, die uns in der Jugend verlassen.

Das hört sich jetzt vor allem nach einer Menge Arbeit für Lars Heierhoff an.

Wir machen das ja zusammen. Die Kommunikation mit Lars als Jugendleiter steht wie eine eins. Wir kennen uns schon ewig und sind auch miteinander befreundet. Das hilft, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind. Aber dann wird eben diskutiert und argumentiert. Die B-, und noch stärker die A-Jugendlichen, soll ja frühzeitig in den Seniorenbereich eingeführt werden. Im männlichen Nachwuchsbereich kümmert sich Björn Rosier darum, Tatjana Schroth macht es im weiblichen Bereich. Sie achten auch auf gute Kommunikation zwischen den Teams. In der Vergangenheit hatten wir mal das Problem, dass die Trainer ihre Mannschaft als eigenen Kosmos sehen, als eine Art Verein im Verein. Das ist für den Gesamtverein immer schlecht und geht nie gut aus. Aber man muss auch daran arbeiten, dass so etwas nicht passiert.

Der HTV macht jetzt nicht den Eindruck, dass er ein Sanierungsfall ist, nur weil die erste Mannschaft aus der Oberliga abgestiegen ist.

Nein, das definitiv nicht. Es darf nur keinen Stillstand geben. Ich habe früher mal bei einem Hagener Verein gespielt, der seine Jugend komplett vernachlässigt hat. Jetzt gibt es diesen Verein nicht mehr. Das war in Hagen kein Einzelfall. Deswegen ist die Jugend eine Riesensäule des gesamten HTV. Natürlich wollen wir aber auch mit den ersten Herren und den ersten Damen so hochklassig wie möglich spielen, und diese Teams gleichzeitig mit eigenen Talenten füttern. Dadurch haben die Spielerinnen und Spieler eine ganz andere Bindung zum Verein, als wenn jemand nur für zwei Jahre zu uns kommt.

Nun ist der Vorstand neu gewählt, die Mitglieder sind aber weitgehend geblieben. Ändert sich etwas an der Aufgabenverteilung?

Zwei neue Vorstandsmitglieder sind ja dazu gekommen. Michael Jochheim wird sich um Sponsoring und Marketing kümmern, und Marco Fritzsche, der ja als unser Torwarttrainer der ersten Damen und ersten Herren praktisch immer in der Halle ist, bekommt sofort mit, wenn es Probleme gibt.

Immer wieder ist zu hören, dass die Spielerinnen der ersten Damen extrem umworben sind, was plausibel ist. Stimmt es denn, und kann das Team zusammengehalten werden?

Ja, das ist definitiv so. Die Gespräche mit den Spielerinnen über deren Zukunft sind vor einer Woche angelaufen. Die größte Frage ist, was sie demnächst vorhaben. Das halbe Team macht gerade Abi. Nun weiß aber auch jede einzelne, dass sie mit Handball nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten kann. Vielleicht werden wir, ein, zwei, drei Abgänge haben, das ist vor dem geschilderten Hintergrund nicht zu verhindern, aber momentan sieht es sehr gut aus. Andere Vereine spielen bei diesen offenen Fragen gar keine so große Rolle.

Mit welchen Schwierigkeiten hat der Verein bei der Umsetzung des Ziels zu kämpfen, die Jugend zu halten und mit den Seniorenteams möglichst hoch zu spielen?

Die Sponsoren zu halten und diesen Bereich auszubauen ist eine Herausforderung. Die Verwirklichung unserer Pläne kostet Geld, und die wirtschaftliche Lage ist schlecht. Es wird viel Arbeit sein, die Leute davon zu überzeugen, uns zu unterstützen oder das Engagement auszubauen. Eines ist auch klar: Es wird nicht kostengünstiger, je höher wir spielen. Die Spielerinnen und Spieler der ersten Damen und ersten Herren erwarten eine gewisse Aufwandsentschädigung. Die fahren zum Beispiel mit ihren eigenen Autos zu den Auswärtsspielen. In der Verbandsliga geht das noch, aber nicht in der Oberliga.

Text: IKZ, Oliver Bergmann
Foto: IKZ, Oliver Bergmann