Im Netz wird der HTV immer stärker
Annika Linke baut mit viel Leidenschaft den Auftritt der Handballer in den Sozialen Medien auf

Es ist noch kein ganzes Jahr her, da kannte Annika Linke den HTV Hemer nur vom Namen her. Mittlerweile bringt sie den Verein in den Sozialen Medien ehrenamtlich nach vorne. Oliver Bergmann
Oliver Bergmann
Hemer Die Aufgaben, die in Sportvereinen erledigt werden wollen, werden immer zahlreicher – im Gegensatz zu den Mitgliedern, die bereit sind, sich darum zu kümmern. Der Kreissportbund Märkischer Kreis hat auch wegen dieses Missstandes eine Ehrenamtsoffensive gestartet. Es gibt aber auch gute Beispiele und vielversprechende Entwicklungen. Eine solche spielt sich gerade beim HTV Hemer ab.
Der Verein befindet sich in den Sozialen Medien auf der Überholspur, und das hat er einer Frau zu verdanken, die vor einem Jahr selbst noch nicht damit gerechnet hat, sich in einem Handballclub zu engagieren.
Es handelt sich dabei um Annika Linke. „Die Tochter eines Arbeitskollegen spielt beim HTV. Ich habe während eines Spiels mal Fotos gemacht. Es handelte sich dabei erst um das fünfte Handballspiel, das ich überhaupt gesehen habe.“ Mit ihrem Fotoapparat ist die 26-jährige Betriebselektronikerin aus Lendringsen sonst eher in Bahnhöfen oder an Eisenbahnstrecken unterwegs. Mit einem Freund fotografiert sie dann Züge und Lokomotiven – „Trainspotting“ lautet der englische Name dieser lebendigen Szene.
„Im Januar habe ich dann zum ersten Mal ein Spiel der HTV-Herren fotografiert und bin seitdem immer dabei.“ Im Anschluss an die Heimauftritte sitzt die Mannschaft von Trainer Bosko Bjelanovic gerne noch im Clubraum des Grohe-Forums beieinander, auch Annika Linke erhielt schnell Zutritt zu diesem elitären Kreis. Dann kam der Abend, an dem sie in die Runde fragte, warum die Mannschaft in den Sozialen Medien wie Facebook oder Instagram praktisch nicht zu finden ist – eine folgenschwere Anmerkung. „Ein Spieler ist dann zum Vorsitzenden Gordon Brehl gegangen und hat gesagt, dass die Annika diese Sache gerne übernehmen möchte.“
Ein Spieler ist dann
zum Vorsitzenden Gordon Brehl gegangen und hat gesagt, dass
die Annika diese Sache gerne übernehmen möchte.Annika Linke über das „Missverständnis“, das zu ihrem Engagement führte
Längst kann sie selbst darüber schmunzeln. Mit Kreativität und dem Willen dazuzulernen, hat sie sich in die Arbeit gestürzt, deren Erfolge sie anhand von Seitenaufrufen und Interaktionen messen kann. Die Zahlen sind natürlich ein gut gehütetes Geheimnis. Nur soviel: „Eine Story über unseren Hallensprecher Ditze Tuschen ist auf Facebook wesentlich besser gelaufen als auf Instagram, weil ich damit vor allem ältere Nutzer angesprochen habe. Facebook-Nutzer sind durchschnittlich 40 Jahre alt, bei Instagram sind sie Mitte 20.“
Beim Thema Social Media gibt es allerhand zu berücksichtigen
Ob ein Thema gut oder nicht so erfolgreich läuft, hängt nicht nur vom Inhalt ab, sondern auch stark vom Zeitpunkt der Veröffentlichung. „Freitagabends wird doch gerne gefeiert, dann erreicht man die Zielgruppe unter Umständen nicht.“ Unterstützung erhält sie bei ihrer Arbeit für den Verein häufig von Finn Sträter, der während der Spiele das Mischpult bedient und als Hallen-DJ im Einsatz ist. Im Sommer hat sie für das Verbandsligateam ein Social-Media-Konzept entwickelt.
„Auf Instagram verbringe ich sowieso viel Zeit, deswegen macht mir die Sache auch Spaß.“ Die HTV-internen Reaktionen bestärken sie zusätzlich darin, weiterzumachen, doch in dieser Hinsicht musste sie erst noch eine wichtige Sache lernen. „Direkte Rückmeldungen sind nicht die große Stärke der Spieler unserer Herrenmannschaft. Aber wenn ich sehe, dass die Spieler meine Fotos auch privat verwenden, dann ist das auch eine tolle Form der Wertschätzung.“
Text/Foto: IKZ, Oliver Bergmann
