Nur keine Pause bis September

Die Erfolge des letzten Jahres zahlen sich für die HTV-Jugend aus. Sie
spielt auch in der kommenden Saison in der Bundesliga.

IKZ vom 19.01.2021; Text: Willy Schweer; Bild: Echtermann

Hemer. Ein Jahrestag, den man eigentlich nie für möglich gehalten hätte, rückt allmählich näher. Es gibt etliche Nachwuchs-Handballer in der Region, die im Februar 2020 ihr letztes Pflichtspiel absolviert haben. Da lief noch die vorangegangene Saison, die dann pandemiebedingt abgebrochen wurde.
Und die folgende, die eigentlich im letzten Herbst starten sollte, hat bisher nicht begonnen. „Wir haben Mannschaften dabei, die für ihre Ligen gesetzt wurden und die deshalb keine Qualifikation bestreiten mussten. Die pausieren wirklich seit bald einem Jahr“, schildert Lars Heierhoff, der Nachwuchschef des HTV Hemer, die Problematik. Normalerweise endet die Saison beim Nachwuchs aber schon rund um Ostern. Wollte man in diesem Jahr nach diesem Muster verfahren, brauchte man erst gar nicht über einen Startschuss nachzudenken.
Der Verband hat demzufolge angekündigt, den Spielbetrieb bis zu den Sommerferien ausdehnen zu wollen, was Heierhoff begrüßt. „Man sollte unbedingt noch ein paar Spiele ansetzen, und dabei ist es gar nicht so wichtig, wie der Wettbewerb aussieht. Aber es darf nicht passieren, dass die Mannschaften nicht mehr zusammenkommen und die Spielerinnen und Spieler bis zum Herbst warten müssen, ehe sie in ganz anderer Konstellation weitermachen können.“
Beim HTV-Nachwuchs ist die gute Stimmung, die nach dem ersten Lockdown herrschte, als der Trainings und Spielbetrieb sukzessive wieder hochgefahren wurde, längst verflogen. Seit November ruhen die gemeinsamen Aktivitäten, auch im nächsten Monat ist nicht mit einer Rückkehr in die Sporthallen zu rechnen, und allein mit Online-Training kann man die Aktiven kaum noch bei Laune halten. „Die wollen alle in die Halle zurück“, stellt Heierhoff klar. Der Jugendleiter räumt ein, dass auch seine Motivation leidet. „Im letzten Jahr habe ich mich vermutlich in der Hälfte meiner Arbeitszeit für den HTV nur mit Coronathemen beschäftigt. Wir haben detaillierte Hygienekonzepte ausgearbeitet und mussten feststellen, dass dieser Aufwand umsonst war. Das nervt natürlich.“ Heierhoff geht davon aus, dass beim Neustart vermehrtes Engagement erforderlich sein wird, um die Lockdown-Folgeschäden zu beheben. „Es wäre hilfreich, wenn es vom Land Unterstützung für Trainerarbeit und ehrenamtliche Tätigkeit gäbe. Denn wir brauchen mehr Leute, um alle Aufgaben zu bewältigen, die dann vor uns liegen.“


In den Reihen des HTV gibt es allerdings eine Mannschaft, für die Sonderregeln gelten. Die weibliche A-Jugend hat sich für die Bundesliga- Zwischenrunde qualifiziert, und weil der Deutsche Handballbund auf diesem Niveau die Schnittstelle zum Profibereich sieht, sind Training und Spiele nicht per se untersagt. Aber in den vier Vierergruppen ist bislang noch nicht gespielt worden. Eigentlich sollten bis zum 6. Februar die Qualifikanten für die nächste Runde feststehen, jetzt wird ein Gruppenstart im März erwogen. Trainer Ivan Kavran bittet seine Schützlinge seit Monatsbeginn dreimal wöchentlich zu den Übungseinheiten. „Wir müssen uns jede Woche testen lassen und tragen die Kosten selbst. Im Training vermeiden wir Körperkontakt, aber das ist in Ordnung. Ich bin froh, dass wir überhaupt etwas tun können,“ sagt der Coach. In der Zwischenrunde warten die Duelle mit Schwerin, Bietigheim und dem Thüringer HC auf die HTV-Jugend, und Kavran ist zuversichtlich, dass diese Spiele auch irgendwann ausgetragen werden. Die Gruppensieger bestreiten direkt das abschließende Final-Four-Turnier, auf ein Viertelfinale wird verzichtet. Ganz wichtig für die Hemeranerinnen ist es, dass ihr ausgezeichnetes Abschneiden im letzten Jahr die Weichen für die nächste Saison gestellt hat. Als Zwischenrundenteilnehmer hat die A-Jugend das Bundesliga-Ticket für die Serie 21/22 schon in der Tasche. „Vor einer Saison keinen Stress zu haben, wird ein ganz neues Gefühl“, freut sich Ivan Kavran über einen großen Lichtblick in schwierigen Zeiten.