Handballer favorisieren Intensivprogramm

Nachwuchs startet erst nach den Herbstferien und muss sich überkreislich auf Doppelspieltage einstellen

Iserlohn Während des langen Lockdowns, als die Hallen verschlossen blieben und Trainings- wie Spielbetrieb komplett zum Erliegen kamen, wuchsen die Sorgen der Verantwortlichen. Wie viele Nachwuchshandballer würden sich in der Zwangspause wohl von ihrer Sportart abwenden, wie viele Mannschaften könnten auf der Strecke bleiben? Was sich in den ersten Wochen nach dem Neustart abzeichnet, nährt die Zuversicht, dass es keine Abgänge gibt, die über das normale Maß hinausgehen. Aber wirklich Klarheit wird erst herrschen, wenn nach den Sommerferien einige Trainingswochen absolviert sind und die gezielte Vorbereitung auf die kommende Meisterschaftsserie anläuft.

Diese dürfte für die meisten Jugendmannschaften nach den Herbstferien starten, und ehe die Modalitäten der künftigen Wettbewerbe festgelegt werden, hat der westfälische Verband die Vereine um ihre Meinung zum überkreislichen Spielbetrieb gebeten. Und dabei plädierte die Mehrheit für eine komplette Runde trotz des späteren Beginns. „Wenn wir in Zehnerstaffeln Hin- und Rückspiel bestreiten wollen, dann gibt es auch Wochenenden, an denen freitags und sonntags gespielt werden muss“, erläutert René Voigt, der Vorsitzende des Jugendausschusses im Handballkreis. Er hält diesen Plan für falsch und verweist auf drohende Überlastungen nach der langen Pause. „Natürlich wollen die Jugendlichen wieder Sport treiben, nachdem sie acht Monate zu Hause waren. Aber bitte piano.“ Er hätte eine Meisterschaftsrunde in abgespeckter Form bevorzugt und sich eine andere Entscheidung des Verbandes gewünscht. „Wenn es sinnvoll ist, muss man auch vielleicht unpopuläre Maßnahmen gegen die Mehrheitsmeinung treffen“, lautet seine Empfehlung. Voigt verweist auf Aussagen von Medizinern, die im Herbst eine Zunahme von Sportverletzungen befürchten, hervorgerufen durch Überlastung.

Ganz ähnlich argumentiert auch Ilka Alberts, Jugendleiterin bei der SG Iserlohn/Sümmern: „Wir sind ja nicht der Unterbau von Profi-Handballern, und ich bin strikt gegen die Doppelbelastung an den Wochenenden.“ Bei einem dicht gedrängten Terminplan hält sie es für schwierig, noch Freiraum für Spielverlegungen zu finden. „Und unsere Jugendlichen haben in ihrer Freizeit nicht nur Handball im Kopf.“ Bei der SG hat man die weibliche und männliche B-Jugend für die überkreislichen Qualifikationen gemeldet. Sieben weitere Nachwuchsmannschaften können den Wettbewerb auf Kreisebene aufnehmen, weil es sehr zur Freude der Verantwortlichen keine nennenswerten Abmeldungen gab. Weil auch wie bisher je zwei Frauen- und Männermannschaften ins Rennen gegen werden, sieht sich die Spielgemeinschaft gut aufgestellt für die neue Saison.

Beim Letmather TV wird die A-Jugend das Aushängeschild der Nachwuchsabteilung sein, die die Qualifikation für die Oberliga in Angriff nehmen wird. Hier trifft sie ab dem 21. August auf den HTV Hemer, die SG Menden II und den TV Arnsberg. Eine B-Jugend kann der LTV nicht mehr stellen, die übrigen Mannschaften spielen auf Kreisebene um Punkte. Eine andere Sichtweise auf Wochenendbelastungen gibt es zwangsläufig beim HTV Hemer, weil dort auf höherem Niveau gespielt wird.

Vermehrte Abmeldungen in der Pause ausgeblieben

„Bei uns ist man mehrheitlich für das komplette Programm in der nächsten Saison“, sagt Jugendleiter Lars Heierhoff, der selbst aber Skepsis anklingen lässt, ob das auch realisiert werden kann. Kein Problem ist das Intensivprogramm für die Vorzeigemannschaft der Nachwuchsabteilung, die weibliche A-Jugend. Sie erhält als Bundesligist auch einen Bonusplatz in der Oberliga, zudem werden einige Spielerinnen bei den Frauen zum Einsatz kommen. Ebenfalls ohne die Pflicht zur Qualifikation hat die weibliche B-Jugend ihren Oberligaplatz in der kommenden Saison bereits sicher, während sich die übrigen Mannschaften auf diese Runde vorbereiten müssen. So die weibliche C-Jugend, bei der es Zulauf gegeben hat und die sich in der Qualifikation nur mit der SG Menden auseinandersetzen muss.

Als Jungjahrgang bewirbt sich die männliche A-Jugend um einen Platz oberhalb der Kreisebene, gleiches gilt für die B- und C-Jugend. Heierhoff sieht den Verein somit gut formiert, wenn Anfang November auf verschiedenen Ebenen der Punktekampf beginnt. Seine ursprüngliche Befürchtung hat sich nicht bestätigt. „Alle sind trotz der langen Pause an Bord geblieben, und seit das Mannschaftstraining wieder läuft, haben wir eine hervorragende Beteiligung.“ Aber die Kapazitätsgrenze ist in den einzelnen Mannschaften natürlich noch nicht erschöpft. „Wer Lust hat, bei uns mitzumachen, kann gern eine Mail an die Jugendleitung schicken. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt zum Einstieg.“

Text: IKZ, Willy Schweer
Foto: IKZ, Dennis Echtermann

Im Oktober 2019 gab es volle Ränge in der Humpferthalle, als sich die A-Jugendlichen von Letmather TV und HTV Hemer duellierten. Am 21. August stehen sich die Klubs in der Qualifikation gegenüber.  Archivfoto: Echtermann