Ebel-Trio auf dem Handballparkett

Bei der weiblichen B-Jugend des HTV Hemer spielen drei Schwestern im selben Team

Oliver Bergmann


Hemer Der HTV Hemer bezeichnet sich gerne als familiärer Verein. In erster Linie werden damit das Miteinander und die Atmosphäre beschrieben – so wie das bei vielen anderen Clubs auch der Fall ist. Beim genaueren Hinsehen fällt aber auf, dass die Sache mit der Familie bei den Hemeraner Handballern noch auf eine andere Weise interpretiert werden könnte. Auffällig ist nämlich die hohe Zahl an Geschwistern, die sich für den HTV auf und neben dem Spielfeld ins Zeug legen. Nachnamen wie Schroth, Wizy, Remer oder Hötger sind szenekundigen Beobachtern neben vielen weiteren längst ein Begriff.

Eine Besonderheit gibt es im weiblichen-B-Jugendteam von Trainer Björn Rosier: Dort stehen mit den beiden 16-jährigen Zwillingen Lisa-Marie und Laura-Sophie sowie der ein Jahr jüngeren Anna-Lena gleich drei Schwestern auf dem Feld. Und Rosier ist froh, sie im Team zu haben. „Spielerisch unterscheiden sie sich schon sehr voneinander“, sagt er vorneweg und hebt die Qualitäten seines besonderen Trios hervor: „Lisa ist sehr ehrgeizig und vielseitig einsetzbar. Ich kann sie als Links- und Rechtsaußen aufstellen, genauso am Kreis oder in vorgezogener Position. Und dort, wo ich sie hinstelle, bringt sie 110 Prozent. Sie muss eher gebremst werden, da sonst schnell Zeitstrafen auf einen zukommen können.“

Ihre Zwillingsschwester Laura schätzt Rosier für ihren technisch sehr sauberen Handball und ihren guten Wurf. Vorzugsweise wird sie sie auf der halbrechten Position eingesetzt, grundsätzlich ist aber auch sie flexibel und eher im Rückraum zu Hause. „Anna kommt als Linkshänderin natürlich auf der Rechtsaußen-Position zum Einsatz und ist dort momentan auch gesetzt. Sie hat in diesem Jahr einen Riesensprung nach vorne gemacht. Wenn man ihr ein bisschen Platz gibt, zeigt sie ihr fantastisches Wurfbild.“

Drei Geschwister im Team können auch Nachteile bringen

Drei Geschwister an Bord zu haben, kann aber auch einen Nachteil mit sich bringen. Mit diesem hatte Rosier bereits zu kämpfen: „Wenn bei Ebels ein Geburtstag ansteht, fehlt sofort die halbe Mannschaft“, sagt er und schmunzelt dabei. Es hätte auch ganz anders kommen können.

Laura liebäugelte zunächst mit einer Laufbahn als Fußballspielerin und Anna schielte zunächst Richtung Eishockey. Ihr Vater Stefan ist froh, dass es dazu nicht gekommen ist: „Das wäre logistisch schwierig geworden, und gerade mit Blick auf Eishockey auch nicht gerade billig.“

Mit dem eingeschlagenen Weg sind aber längst alle zufrieden. Der begann im Jahr 2015, als sie sich zunächst der JSG Bösperde/Halingen anschlossen, aber noch im selben Jahr geschlossen zur SG Sauerland Wölfe Menden wechselten. In Hemers nördlicher Nachbarstadt lebt die Familie auch, die drei talentierten Handballerinnen besuchen dort auch die Realschule.

Lisa und Laura haben als Zehntklässlerinnen den Abschluss vor Augen, Anna besucht die neunte Klasse. Seit 2020 ist nun das Grohe-Forum die sportliche Heimat der drei Schwestern. „Unsere Mannschaft bei der SG begann sich langsam aufzulösen“, blickt Laura Ebel zurück. Für den Wechsel nach Hemer sprach außerdem die Aussicht, höherklassig zu spielen.

Mit der B-Jugend spielen sie jetzt in der Oberliga, allerdings drohen die Ziele gerade außer Reichweite zu geraten. „Wir würden gerne Dritter oder Vierter werden, weil für uns damit die Qualifikation für den NRW-Pokal geschafft wäre.“ Aktuell ist das Team aber mit 2:10 Punkten Vorletzter.

So unterschiedlich, wie sie auf dem Spielfeld zu Werke gehen, gestalten die Drei ihre Freizeit, auch wenn diese knapp bemessen ist, wie Lisa Ebel anmerkt. Aber wenn neben Schule und Sport doch etwas Luft ist, schaut sie gerne American Football.

Anna trifft sie sich mit Freunden, Laura mag es, in der Stadt unterwegs zu sein. Sie und ihre Zwillingsschwester Lisa sind schon mit einem Zweitspielrecht ausgestattet, das auch Einsätze für die zweite Frauenmannschaft des HTV ermöglicht. Anna verfolgt hingegen einen anderen Plan: „Ich würde eines Tages gerne in ein Handballinternat wechseln.“

Text: IKZ, Oliver Bergmann
Foto: IKZ, Oliver Bergmann

Das sind sie: Trainer Björn Rosier präsentiert die Ebel-Schwestern Lisa-Marie (v. li.), Anna-Lena und Laura-Sophie. Oliver Bergmann