Mit Rückhalt Kohl zum Sieg im Gipfeltreffen

Der HTV Hemer übernimmt mit dem Sieg über Gevelsberg-Silschede die Tabellenführung der Handball-Verbandsliga

Oliver Bergmann


Hemer So kräftig wie selten zuvor rührte der HTV Hemer im Vorfeld des Spitzenspiels in der Handball-Verbandsliga die Werbetrommel. Tabellenführer HSG Silschede war zu Gast und durfte realistisch betrachtet unter gar keinen Umständen als Sieger die Heimfahrt antreten. In diesem Fall wäre es mit den Oberligaträumen der Hemeraner wohl aus gewesen. Aber es hat alles gepasst: Mit dem für diese Partie reaktivierten Matthias „Matze Kohl“ zwischen den Pfosten, und getragen von 900 Zuschauern, bestand der HTV die bislang anspruchsvollste Prüfung dieser Saison. 

Handball-Verbandsliga: HTV Hemer – HSG Gevelsberg-Silschede 32:30 (14:14). 

Es ist die Geschichte dieses Spiels: Im Alter von 48 Jahren kehrte Kohl aufgrund eines prekären Torhüter-Engpasses in den Reihen des HTV noch einmal zwischen die Pfosten zurück und wurde umgehend zum Rückhalt, Matchwinner, Spieler des Spiels, vielleicht sogar zum Helden für diese 60 hochspannenden Minuten.

Wael Ben Youssef ist sofort auf Betriebstemperatur

Kohl entschärfte allein in den ersten sieben Minuten drei Angriffe des nun ehemaligen Tabellenführers. Denn aufgrund des direkten Vergleichs, der bei Punktgleichheit herangezogen wird, sprangen die Hemeraner selbst auf Platz eins. Dennoch lief der HTV zur Mitte der ersten Halbzeit meist einem knappen Rückstand hinterher, ein Gleichstand war bis dahin, abgesehen von zwei Führungen (3:2, 6., und 5:4, 9.) schon das höchste der Gefühle.

Fehlwürfe, technische Fehler und Torhüter-Paraden waren dafür verantwortlich, dass in der relativ langen Phase zwischen der 16. und 21. Minute überhaupt keine Treffer fielen. Dann reagierte Hemers Trainer Bosko Bjelanovic: Er brachte Wael Ben Youssef in die Partie, der bis zur Halbzeit sechsmal erfolgreich war. Auch auf Kohl war auf den letzten Metern der ersten Halbzeit verlass. Unter anderem parierte er einen Siebenmeter.

Der gefeierte Torhüter äußerte sich nach dem Spiel bescheiden: „Natürlich herrschte eine geile Atmosphäre, aber das ganze Drumherum konnte ich während des Spiels ausblenden. Dadurch war es letztendlich wie immer.“

Eine Zwei-Mann-Show war der erste Durchgang aber mitnichten. Im Grunde fiel kein HTV-Spieler ab, aber besonders in Szene setzte sich neben Luis Gran vor allem Elias Lübbering, der als Torschütze und Vorbereiter glänzte. Und glänzend verlief auch der Start in den zweiten Durchgang: Hemer zog nämlich auf den ersten Metern auch dank eines Doppelpacks von Mati Sahlmann (18:15, 34.) auf drei Tore davon. Dahin war dieser Vorsprung erst in der 46. Minute (24:24). Aber: das Bjelanovic-Team musste danach keinem Rückstand mehr hinterherrennen. Neben Ben Youssef trafen auch Florian Stracke und eben Sahlmann zuverlässig – und in wichtigen Momenten.

Gevelsberg-Silschede wirft sich eigene Versäumnisse vor

Dies nicht konsequent genug verhindert zu haben, drückte beim Gevelsberger Lennart Bulk aufs Gemüt: „In der Abwehr war es zu wenig von uns, wir haben keinen Zugriff bekommen, und vorne fehlte das Glück.“ An der Kulisse habe es nicht gelegen: „Die war wirklich klasse. Vor so vielen Leuten spielt man immer gerne, wobei ja auch unsere Fans gut vertreten waren.“ Etwa 100 dürften es gewesen sein, die aus dem EN-Kreis an den Sauerlandpark kamen. Auch sie sahen knapp siebeneinhalb Minuten vor Schluss mit dem 28:28 letztmals einen Gleichstand auf der Anzeigetafel. Aus heimischer Sicht genau zum richtigen Zeitpunkt zog der HTV dann auf vier Tore davon, das 32:28 hielt bis 80 Sekunden vor Schluss – der Sieg war dem HTV nicht mehr zu nehmen.

Auf zum Teil spektakuläre Weise verteidigte Matthias „Matze“ Kohl das HTV-Tor. Dennis Echtermann

Text: IKZ, Oliver Bergmann
Foto: IKZ, Dennis Echtermann