HTV-Gegner offenbar in Skandal verwickelt

Schlusslicht TV Isselhorst ist am Samstag nicht angetreten. Es sollen Anzeigen gegen mehrere Spieler vorliegen

HTV-Trainer Pedro Alvarez war, wie auch seine Spieler, ganz und gar nicht glücklich über die kurzfristige Spielabsage.                                              <b>Dennis Echtermann</b>
HTV-Trainer Pedro Alvarez war, wie auch seine Spieler, ganz und gar nicht glücklich über die kurzfristige Spielabsage.  Dennis Echtermann

Oliver Bergmann

Hemer Enttäuschte Gesichter beim HTV Hemer: Das Abstiegsrunden-Heimspiel in der Handball-Oberliga gegen Schlusslicht TV Isselhorst ist am Samstag zwei Stunden vor dem geplanten Anwurf abgesagt worden, über die Gründe konnte zunächst nur spekuliert werden. HTV-Spieler Tim Ostermann berichtete von internen Querelen beim Gegner aus Gütersloh, weswegen keine Mannschaft gestellt werden konnte, und er berief sich dabei auf Team-Koordinator Björn Gundelach. Er hat den HTV-Spielern, die sich gerade im Grohe-Forum eingefunden hatten, die Absage mitgeteilt. Offenbar sind die Isselhorster in einen gewaltigen Skandal verwickelt.Vorwürfe: Rassistisches und sexistisches Verhalten

Die örtliche Tageszeitung, das „Haller Kreisblatt“, veröffentlichte am frühen Samstagabend einen Bericht, laut dem sich Oberligaspieler nach dem mit 22:29 verlorenen Heimspiel gegen Gevelsberg-Silschede am 12. März in betrunkenem Zustand rassistisch und sexistisch gegenüber Reinigungskräften ihrer Heimspielstätte, der „Sporthalle Isselhorst“ geäußert haben sollen. Einige Spieler hätten dem Personal gegenüber zudem ihre Geschlechtsteile entblößt und Zerstörungen in der Halle angerichtet.

Die Stadt Gütersloh soll den Angaben zufolge Anzeige erstattet und der Mannschaft ein generelles Hallenverbot erteilt haben. Es war das bislang letzte Spiel der Ostwestfalen. Das Heimspiel gegen den TuS Ferndorf II am 26. März wurde offiziell wegen Coronafällen auf Ferndorfer Seite abgesagt.

Beim HTV hat man sich am Sonntag dafür entschieden, die Punkte gutgeschrieben zu bekommen. Laut Andreas Thiemann, dem für den Bereich Spieltechnik zuständigen Vizepräsidenten des Westfälischen Handballverbandes, hatten die Hemeraner Verantwortlichen zwei Optionen. Alternativ wäre es auch möglich gewesen, eine Neuansetzung des Spiels zu verlangen. Aber Stefan Flügge Hemers sportlicher Berater, äußerte sich am Nachmittag nach Rücksprache mit dem Vorstand eindeutig: „Es gibt ein Regelwerk für solche Situationen und das spricht uns durch das Fernbleiben von Isselhorst zwei Punkte zu. Unsererseits besteht keine Veranlassung, daran etwas zu ändern. Allerdings stellt sich nun die Frage, wie lange die Punkte auf dem Hemeraner Konto bleiben. Angesichts der Schwere der Vorwürfe gegen Teile der Isselhorster Mannschaft muss man damit rechnen, dass sie die Saison nicht zu Ende spielt, bestätigt ist das aber nicht.

Die kurzfristige Absage hat den HTV jedenfalls kalt erwischt. Die Mannschaft blieb beisammen, spielte erst noch Fußball und ging dann, wie Tim Ostermann ankündigte, zum gemeinsamen Essen in den Klubraum. „Es wurde ja wie üblich alles bestellt und geliefert.“ Nicht nur er hätte gerne gespielt. „Wir haben zwar auch ein paar Probleme, aber wir hatten uns intensiv vorbereitet und hätten ganz bestimmt auch die Punkte geholt.“

Pedro Alvarez sagte, dass er „traurig und frustriert“ ist. „Hinter einem Spiel steckt doch immer sehr viel Arbeit für den ganzen Verein. Es ist das Training, die ganze Organisation, das Marketing, und unsere Fans haben sich den Samstagabend ja auch frei gehalten. Ich verstehe nicht, warum die Absage dann erst zwei Stunden vorher kam.“ Zu diesem Zeitpunkt veröffentlichte das „Haller Kreisblatt“ den Artikel mit dem pikanten Inhalt, der aber rund ums Grohe-Forum noch nicht die Runde machte. Deswegen hoffte Alvarez auch zunächst, dass kein tragisches Unglück hinter der Absage steckte.

Text: IKZ, Oliver Bergmann
Foto: IKZ, Dennis Echtermann