Diese Fragen sind beim HTV noch zu klären

Nach dem Klassenerhalt in der Handball-Oberliga der Frauen geht es in erster Linie um den Posten des Cheftrainers

Obwohl der HTV Hemer seine Fans im Grohe-Forum häufig nicht gerade verwöhnt hat, waren sie immer da. Dafür bedankte sich das Team nach dem letzten Heimspiel. Lothar Gudat

Oliver Bergmann


Hemer Henning Becker hat das Grohe-Forum in der Nacht zu Sonntag gegen Mitternacht verlassen – und er war nicht derjenige, der es abgeschlossen hat. Auch als sich Teammanagerin Tatjana Schroth etwa eine Stunde später auf den Weg nach Hause machte, war noch kein Ende abzusehen. Das lässt nur einen Schluss zu: Die Handballerinnen des HTV Hemer haben es krachen lassen. Aus der geplanten Saisonabschlussfeier wurde eine Oberliga-Klassenerhaltsparty, die aber nur ganz langsam Fahrt aufnahm.

Der Vorabend hatte noch einmal Nerven gekostet. Mit einem Heimsieg gegen den TuS Einigkeit Brockhagen wäre alles klar gewesen. „Wir hatten sie erst im Griff, haben uns dann abziehen lassen, uns aber auch wieder gut zurückgekämpft“, fasste Torhüterin Marie Remer das 27:27-Unentschieden treffend zusammen.

Die Anspannung beim HTV löst sich nur langsam

Das bedeutete: Um Platz zehn zu verteidigen, durfte der TSV Hahlen in seinem Heimspiel gegen den HC TuRa Bergkamen nicht gewinnen. Es kam noch besser, die Mindenerinnen verloren sogar. Das verfolgten Hemers Spielerinnen und Verantwortliche über den Liveticker. Der große Jubel brach aber nicht aus, als der Bergkamener 23:21-Sieg amtlich war. Beim HTV trauten sie dem Braten nicht. Zu undurchsichtig stellte sich die Abstiegsregelung dar. Einfacher zu durchblicken ist sie auch jetzt noch nicht, aber Recherchen von Vereinsseite beim Verband haben bestätigt, was im Vorfeld auch schon in der Heimatzeitung zu lesen war. „Mit Platz zehn bleiben wir zu 99,9 Prozent in der Liga. Damit haben wir eine Punktlandung hingelegt“, sagte Tatjana Schroth am Montag erleichtert.

Das Team fuhr zum Schluss praktisch schon auf der Felge. Fielen Leistungsträgerinnen aus, übernahmen Spielerinnen Verantwortung, die bis dahin nicht großartig in Erscheinung getreten waren. Doch auch sie blieben vom Verletzungspech nicht verschont. Nur zwei Beispiele: Amrei Kleinkes brach sich die Hand, Nele Schaefer stoppte ein Anriss im Kreuzband ihres rechten Knies. Doch noch am Samstag gab sie Entwarnung: „Es wird davon ausgegangen, dass die Sache mit Physiotherapie und entsprechender Schonung wieder komplett in Ordnung kommt.“ Auch Zora Pfeil sehnte das Saisonende herbei: „Fuß und Knie haben schon ziemlich Probleme gemacht. Die Pause nehme ich jetzt mit Freude an. Ich glaube, die tut uns allen jetzt ganz gut.“

Auch das Team wünscht sich einen erfahrenen Zugang

Zwei Wochen gönnt sich auch Tatjana Schroth, danach sollen sie letzten personellen Fragen beantwortet werden. Die meisten Spielerinnen haben zwar für den Fall des Klassenerhalts für eine weitere Saison zugesagt, ein A-Jugend-Duo überlegt aber noch: Bei Maja Grünebaum und Elena Schulte spielen Studium und Ausbildung eine wichtige Rolle. „Eine externe Spielerin würden wir gerne dazugewinnen, das ist auch ein Wunsch des Teams“, sagt die Teammanagerin, die noch eine offene Stelle zu besetzen hat – nämlich die des Trainers. Rund um das letzte Saisonspiel ist bereits der Name Vanessa Rohlf gefallen. Sie spielt derzeit noch für den HC TuRa Bergkamen und wird als spielende Co-Trainerin nach Hemer kommen, jetzt wird noch ein Chefcoach gesucht, der nicht zwingend männlich sein muss.

Bekanntlich wechselt Henning Becker, der das schlingernde Team seit seinem Amtsantritt im Januar wieder auf Kurs gebracht, es stark geredet und letztendlich zum Klassenerhalt geführt hat, als Co-Trainer zur HVE Villigst-Ergste. Die Drähte zum HTV werden jedoch nicht gekappt – im Gegenteil: Es ist nicht auszuschließen, dass er auch in der Saison 24/25 mit dem Team arbeitet, wenn es seine Verpflichtungen für die HVE zulassen. Bis ins letzte Detail ausgetüftelt worden ist diese Konstellation aber noch nicht. Auch Oliver Landsiedel, der schon an der Seite von Ivan Kavran Co-Trainer des Frauen-Teams war, hört auf. Er ist im Rahmen der Party von Samstag auf Sonntag verabschiedet worden. Auf Nachfrage begründet er seinen Abschied: „Ich bin jetzt seit 20 Jahren als Trainer unterwegs und möchte jetzt mal kürzer treten. In Hohenlimburg trainiere ich noch das Team meiner Tochter, die mit ihren acht Jahren jetzt in die E-Jugend kommt.“ Landsiedel möchte künftig auf die langen Auswärtsfahrten verzichten, die eine späte Rückkehr zur Folge hatten.

Text: IKZ, Oliver Bergmann
Foto: Lothar Gudat

Was macht Bergkamen? Lenia Prokoppa, Nele Schaefer, Amrei Kleinkes und Laura Dlugos (v. li.) verfolgen den Ticker.  Bergmann